Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Einbußen an Offizier und Mann 
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den Toren des Orients erwuchs einem Teil des Heeres die Pflicht, einen 
länderlüsternen, kriegsgewohnten, todesmutigen Feind abzuwehren. Viel¬ 
leicht in Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit, aber nicht min¬ 
der genötigt durch die unerhörten Schwierigkeiten, die der Führung eines 
reinen Abwehrkampfes auf diesem Kriegstheater entgegenstanden, haben 
auch auf dem Balkan die österreichisch-ungarischen Streitkräfte zweimal 
ihr Glück im Angriffe versucht. Als Ergebnis festzustellen, daß diese 
Angriffe den strategischen Zweck erreichten, heißt nicht, eine an sich 
furchtbare Katastrophe beschönigen. Die Truppe war durch den schreck¬ 
lichen Rückschlag von Arangjelovac ins Mark getroffen. 
Welche Einbußen an Kraft Österreich-Ungarns Armeen in diesem 
atembeklemmenden Zweifrontenkrieg des Jahres 1914 erlitten, zeigen 
am deutlichsten die Verlustzahlen. Nord- und Südheer waren mit ins¬ 
gesamt anderthalb Millionen Streitbaren ins Feld gezogen. Die Heimat 
hatte ihnen im Laufe der vier Kriegsmonate 800.000Streiter nachgesandt1). 
Dennoch betrug der Gesamtstand an Kämpfern zu Ende 1914 nicht ein¬ 
mal ganz eine Million Mann, 680.000 im Norden, 260.000 im Süden. 
Noch greller wird die Lage erhellt, wenn man statt der Kampfstände 
die für die Beurteilung der Kampfkraft ausschlaggebenden Feuergewehr¬ 
stände der Infanterie in Betracht zieht2). Nur 254.000 Gewehre standen 
in den weit ausgedehnten Armeen der Nordfront. Die Verluste hatten 
eben im Norden und Süden zusammen bereits die Höhe von eineinviertel 
Millionen erreicht, nicht viel weniger als die Gesamtkämpferzahl zu 
Kriegsbeginn betragen hatte3). 
Die in der Beilage 1, Tabelle 2 wiedergegebene Standesübersicht 
vom 31. Dezember 1914 zeigt, daß von den Divisionen, deren Feuer¬ 
gewehrstand 12.000 bis 15.000 Mann zu betragen gehabt hätte, gut 
die Hälfte nicht erheblich mehr Kämpfer zählte als ein aufgefülltes 
Kriegsregiment, ja daß einige überhaupt nur zwei oder drei Kriegs¬ 
bataillone stark waren. 
Wenn die Führung vom Dezember 1914 auf den ihr vom Generalstabe 
vorgelegten Lagekarten das Zeichen für eine Division wiedergegeben 
sah, so mußte sie sich stets vor Augen halten, daß die infanteristische 
Kraft dieses Heereskörpers jetzt nur mehr einen Bruchteil der zu Kriegs- 
*) Vgl. Beilage 1, Tabellen 1 und 4. 
2) Vgl. Beilage 1, Tabellen 1 und 2. In den in Tabelle 1 an der Balkanfront an¬ 
geführten 176.000 Feuergewehren sind die Sicherheitsbesatzungen der festen Plätze inbe¬ 
griffen. Der Stand der an der Front verfügbaren Feuergewehre war wesentlich niedriger. 
3) Vgl. Beilage 1, Tabelle 3.
	        
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