Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Das geschichtliche Ergebnis der Osterschlacht 
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und der Großfürst-Generalissimus der Auswirkung der Schlacht bewußt 
wurden. Noch am 6. April fand Gen. Alexe je w, der neue Befehlshaber 
der russischen Nordwestfront, mit seinem Vorschlage, dem Abziehen 
deutscher Kräfte aus dem Weichsellande und aus Ostpreußen am besten 
durch eine Offensive gegen Berlin zu begegnen, entschiedene Ablehnung. 
Der Stabschef des Höchstkommandierenden antwortete am 8., daß ohne 
die Zustimmung des Großfürsten ein Schlag links der Weichsel nicht 
einmal „vorbereitet" werden dürfe1). 
Tags zuvor hatte es der Befehlshaber der Südwestfront mit großer 
Freude begrüßt, als ihm von der Stawka eröffnet wurde, daß das nach 
Lemberg entsandte III. kauk. Korps zu seiner Verfügung stehe. Da trat 
in den nächsten drei Tagen — offenbar mit wachsender Erkenntnis des 
Ergebnisses der Osterschlacht — eine tiefgehende Wandlung in den Ab¬ 
sichten Iwanows ein. Hatte er im März der Heeresleitung den Entschluß 
zur Karpathenoffensive in zähem Kampfe abgerungen, so entschloß er 
sich jetzt gegen ihren Willen über Nacht, die 3. und die S.Armee zur 
Einstellung ihrer Angriffe und zum Übergehen in die Abwehr anzuweisen. 
Vor dem Höchstkommandierenden begründete er diesen Entschluß zum 
Stillstande mit dem Auftreten gegnerischer Verstärkungen, die Teile seiner 
Karpathenfront zurückgedrängt hätten. Auch die Fehlschläge gegenüber 
der deutschen Südarmee und der Armeegruppe Pflanzer-Baltin, die Ver¬ 
luste und die Ermüdung seiner Truppen, der schlechte Zustand der 
Kommunikationen, die Verzögerung aller Bewegungen durch den Schnee 
in den höher gelegenen Gebieten des Kampfraumes und endlich der 
stockende Nachschub hätten ihn veranlaßt, die Wiederaufnahme der Offen¬ 
sive vorläufig bis zum Eintreffen des III. kauk. Korps zu verschieben. 
Beiderseits der Laborcza war den Russen nicht nur endgültig die 
Einfallspforte nach Ungarn verriegelt worden, sondern sie glaubten auch 
noch bis in den Monat Mai hinein, daß von dort aus eine neue Offen¬ 
sive der Verbündeten beginnen werde. Es waren große Hoffnungen ge¬ 
wesen, die Rußland auf den Stoß nach Ungarn gesetzt hatte. Der Serbe 
sollte zu neuem Handeln angespornt, Rumänien auf den Plan gerufen 
werden. Der Niederbruch des alten Habsburgerreiches konnte das nahe 
Ende sein. 
Auf den Höhen südlich von Mezölaborcz waren — das sollte sich 
alsbald zeigen — diese Hoffnungen zunichte gemacht worden. Das war 
das weltgeschichtliche Ergebnis der Osterschlacht in den Karpathen. 
1) Boncz-Brujewitsch, I, 82, 84 und 89. 
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