Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Karpathenwinter 1914/15 
Berg und Tal vorarbeitete, weder durch den moralischen Eindruck des 
artilleristischen Beistandes befeuert, noch durch seine fühlbare Wirkung 
unterstützt. Überdies war der Angreifer auf dem feindwärtigen Hange 
des Gebirges stets im Nachteil, weil das Verschieben und Entfalten ge¬ 
hemmt sowie Zuschub und Abschub über dieKammhöhen erschwert waren. 
Vielleicht hätte das von einem Kriegsteilnehmer empfohlene „schicht¬ 
weise" Vorgehen (S. 142) zu besseren Ergebnissen geführt; im Jänner fehlten 
hiezu die Kräfte, später aber spornte die Lage der Festung Przemysl zu 
höchster Eile an. 
Die Anforderungen an die Truppen überstiegen häufig die Grenze 
ihrer Leistungsfähigkeit, so daß Befehle nicht selten nur zum Scheine be¬ 
folgt wurden; darunter litt das disziplinäre Gefüge des Heeres. Nicht 
immer brachten die Führer den Freimut zu klaren und entschiedenen 
Gegenvorstellungen auf, ihre Klagen verhallten nur zu oft, ohne gehört 
zu werden. In keiner anderen Kriegsperiode häufte sich in gleichem Maße 
das Versagen von Truppenteilen slawischer Nationalität wie bei dieser 
übermenschlichen Inanspruchnahme. 
So war Przemysl am 22. März trotz aller Entsatzbestrebungen ge¬ 
fallen und 119.600 Männer der Festungsbesatzung zogen in sibirische 
Kriegsgefangenschaft. Die Bemühungen zur Erhaltung des festen Platzes 
hatten sich außerdem ungünstig auf die Anlage der Kriegshandlungen 
ausgewirkt. 
Auch die Russen, die durchschnittlich härter und widerstandsf ähiger 
waren, büßten das Unternehmen mit gewaltigen Opfern, die sicherlich 
die des habsburgischen Heeres bedeutend überstiegen, zumal ihre Füh¬ 
rung ohne Rücksicht auf Verluste verfuhr. Dieser Blutzoll bildet einen 
gewichtigen Posten in der Bilanz der Kriegshandlung, denn die wenn 
auch vergeblichen Entsatzversuche fielen für den Endausgang des Ringens 
mit dem Zarenreiche stark ins Gewicht und russische Militärschriftsteller 
bezeichnen den Entschluß Iwanows zur Offensive über die Karpathen 
als „den Anfang vom Ende". 
Die Gegenoffensive Iwanows 
Die Führerentschlüsse bei den Russen und bei 
den Verbündeten 
Hiezu Beilagen 6, 8 und 10 
Am 19. März hatte sich der Großfürst-Generalissimus entschieden 
(S. 164), die Offensive gegen die Deutschen aufzugeben und sich mit voller
	        
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