Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Bedeutung von Przemysl für die Kriegshandlungen 
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zurückgenommen, als sich das haltlose Gerücht verbreitete, ein gefan¬ 
gener Russe sei grausam verstümmelt worden. 
Dem Verteidiger von Przemysl, Gdl. Kusmanek, dem später das 
Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens verliehen wurde, hatte 
Kaiser Franz Joseph am 20. März erwidert: 
Ergreift es Mich tiefstschmerzlich, daß der gestern kühn gewagte Durchbruch der 
Besatzung Przemysls an der Übermacht des Feindes scheiterte, so blicke Ich doch mit 
wehmütigem Stolze auf den unvergleichlichen Opfermut der Braven, denen der Erfolg 
nicht beschieden war. Allen, die da kämpften, danke Ich allerherzlichst für die Helden¬ 
tat und segne Ich das ruhmvolle Andenken jener, die ihr Leben auf dem Felde der 
Ehre hingaben. 
Noch in fernster Zukunft wird die Geschichte weithin künden, was Österreich- 
Ungarns Krieger mit der hartnäckigsten Verteidigung der Festung Przemysl vollbracht 
haben; — sie waren standhaft und tapfer bis zum letzten Ende. 
Franz Joseph. 
Rückblick 
Bei einer rückschauenden Betrachtung der Geschehnisse während der 
ersten drei Monate des Jahres 1915 wird man den Eindruck gewinnen, 
daß aus der von der Heeresleitung geplanten entscheidenden Kriegs¬ 
handlung eigentlich nur ein großangelegter Entsatzversuch der vom Feinde 
eingeschlossenen Festung Przemysl geworden war. Trotz des leidvollen 
Opfermutes der Truppe blieb indes diesem Beginnen der Erfolg versagt. 
Nach den theoretischen Lehren vom Kriege sollten freilich militä¬ 
rische Operationen niemals in ein Abhängigkeitsverhältnis zu festen 
Plätzen geraten, die doch nur für engbegrenzte Zwecke erbaut werden. 
Trotzdem hatten sich in den letzten Kriegen das oberitalienische Festungs¬ 
viereck 1848, 1859 und 1866, Sebastopol während des Feldzuges der 
Westmächte in der Krim, Straßburg, Metz, Paris und Beifort im deutsch¬ 
französischen Waffengange, Port Arthur 1904/05, Adrianopel, Janina, die 
TschataldtschalinieundSkutari 1912/13 eine gewisse Hörigkeit des Feld¬ 
heeres erzwungen. Niemals gelang es aber einer Besatzung in der Stärke 
von mehreren Divisionen, sich durchzuschlagen und den Anschluß an die 
eigene Feldarmee zu gewinnen. 
Nach unserer heutigen Kenntnis der Dinge wäre die Bestimmung von 
Przemysl erfüllt gewesen, als sich die k. u. k. Heeresleitung Anfang No¬ 
vember 1914 entschlossen hatte, den Feldzug im Gebiete des mittleren 
San abzubrechen, die öst.-ung. Armeen nach Westgalizien zurückzuführen 
und der russischen Dampfwalze auf andere Weise den Weg zu verstellen. 
Oft wird behauptet, daß man damals den Abzug der Besatzung befehlen
	        
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