Die Truppe in den Karpathenkämpfen
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bei —25° Celsius kein Essen, der eiserne Vorrat, den der Mann bei sich trägt, ist eis¬
hart gefroren und ungenießbar; durch sieben Tage steht die ganze 43. SchD. ununter¬
brochen in schwerstem Kampfe gegen Feind und Schneesturm ohne einen warmen
Bissen, durch volle dreißig Tage kommt nicht ein einziger Mann ihres Verbandes unter
ein schützendes Dach!
Ähnlich geht es auf der ganzen Front. An Ablösung der Kämpfenden, an auch
nur vorübergehende Einquartierung ist nicht zu denken, die Stände sind zu gering und
werden bei den furchtbaren Verlusten täglich geringer, die Aussicht auf Ablösung
immer problematischer. Beim SchR. 20 sinkt der Stand auf 9 Offiziere, 250 Mann (Soll¬
stand zirka 60 Offiziere, 3400 Mann), kaum ein Bataillon der Front zählt noch zwei¬
hundert. Immer dünner wird die Linie, immer wieder müssen an einer Stelle die tod¬
müden Kämpfer aus der Front gezogen werden, um an einer anderen ein eben ent¬
standenes Loch zu stopfen; Sanitätspersonal, Leichtmarode, Leichtverwundete werden
eingesetzt, eine totale Vermengung der Stände, diese größte Erschwernis jeder geord¬
neten Kampfführung wie des Nachschubes, ist dauernd die Folge.
Trotz des erreichten Kampferfolges ist die Stimmung der Truppen gedrückt, ja
verzweifelt; das sichere Gefühl, sich im Kampfe mit den Elementen aufzureiben, läßt
keine Siegeshoffnungen aufkommen. Die höheren Kommanden tun ihr Möglichstes, die
moralische Widerstandskraft zu heben; man muß froh sein, den gelegentlich hervor¬
brechenden Hang zur Panik niederzuhalten. Die stumpfe Apathie und Gleichgültigkeit,
die die Front immer mehr ergreift, ist nicht zu bannen.
Ende Jänner tritt plötzlich Tauwetter und Regen ein, alles ist bis auf die Haut
durchnäßt, keine Möglichkeit zum Trocknen, dagegen gefrieren den Leuten über Nacht
die Kleider am Leibe zu Eispanzern. Wer keine eiserne Natur hat, muß jetzt zu¬
sammenbrechen. Da setzt der russische Gegenangriff ein. Die vor Qual halb wahn¬
sinnigen Kämpfer weichen in stumpfsinniger Ergebung auf ihre Ausgangsstellungen
zurück. Auch der Feind hat bald genug von diesem Kampfe, auch auf seiner Seite
ergeben sich ganze Abteilungen. Endlich verebbt die Schlacht. Man ist dort, wo man
Mitte Jänner gewesen; aber in der Zwischenzeit ist wieder eine Armee zugrunde ge¬
gangen
Das war die erste Schlacht in den Zentralkarpathen."
Diese wahrheitsgetreue Schilderung, ein schmerzlicher Nachklang
der opfervollen Tätigkeit unserer Truppen, legt dem Geschichtsschreiber
die Pflicht auf, zu versuchen, die Beweggründe für den Plan des Feld¬
herrn bloßzulegen, den Ursachen des Mißerfolges nachzuforschen und
das Ergebnis freimütig darzulegen. Dies wird in der Folge geschehen.
Verfügungen zur Wiedergewinnung des Raumes
bei Mezölaborcz
Hiezu Beilage 7
Die Eisenbahn Homonna—Mezölaborcz—tupków und die von Lup-
ków abzweigende Kleinbahn stellten die Lebensader für die zum Ost¬
flügel der 3. Armee gehörigen Verbände dar. Dieser Schienenweg war
nun seit der Nacht zum 5. Februar durch den russischen Vorstoß bei