Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Ein Urteil über die Anlage der Karpathenschlacht 
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Kurz nach llh nachts brachen die Russen in Mezölaborcz ein, doch 
währte bei dichtem Schneegestöber bis lange nach Mitternacht das Hand¬ 
gemenge in den Ortsgassen; erst gegen 3h morgens zog unsere letzte Ab¬ 
teilung ab. Die auf kaum 1000 Feuergewehre zusammengeschmolzenen 
Reste der 2. ID. wichen im Laborczatale zurück. Nachhuten nahmen noch 
vorübergehend Stellung. Nicht ein Fuhrwerk fiel in die Hände des Feindes. 
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Während der vierzehntägigen Kampf période büßte die 3. Armee 
allein fast 89.000 Mann, somit über 50o/o ihres Standes ein; viel größer 
als der Verlust an Toten, Verwundeten und Gefangenen war der an Kran¬ 
ken. Die obige Ziffer verteilt sich auf die einzelnen Kampfgruppen etwa 
wie folgt: Gruppe Szurmay 14.500, V.Korps 16.660, XVIII. Korps 8010, 
XIX. Korps 5440, X.Korps 22.220, VII. Korps 13.080 und III. Korps 
9000 Mann *•). 
Hier soll nun die Ansicht des damaligen Generalstabschefs beim 
X. Korps, FML. v. Kralowetz, über die Anlage und Durchführung der 
Karpathenschlacht (23. Jänner bis 5.Februar) wiedergegeben werden2). 
„Bei Gegenüberstellung der durch die Disposition des 3. Armeekmdos. angestrebten 
Angriffsziele und der von seinen Einheiten erreichten Räume ergab sich ein beträcht¬ 
licher Fehlbetrag in Kilometern. Nach sechstägiger Operation hatte am Stoßflügel der 
Armee das V. Korps einen Raumgewinn von nur etwa 18 km zu verzeichnen. Die etwas 
über Baligród vorgedrungene 43. SchD. war nach vollständiger Erschöpfung ihrer Kräfte 
im zwangsweisen Abbau ihres Geländegewinnes von 12 km begriffen. Das X. Korps 
hatte mit seinem linken Flügel dem übermächtigen russischen Drucke nachgegeben und 
stand vor der Notwendigkeit der Zurücknahme seiner Gesamtkräfte in die Ausgangs¬ 
stellung. Endlich war das nicht zur Stoßgruppe gehörige VII. Korps mit der 17. ID. 
sogar hinter seine ursprüngliche Stellung zurückgedrängt worden. 
Das räumliche Ergebnis war also gewiß nicht im Einklänge mit einem Unter¬ 
nehmen, das für alle beteiligten Verbände mit den schwersten Opfern, ja vielfach mit 
der gänzlichen Einbuße des Gefechtswertes in zahlenmäßiger, physischer und moralischer 
Hinsicht abschloß, weniger durch die Einwirkung des Feindes als hauptsächlich durch 
die auflösenden und zersetzenden Einflüsse des rauhen Gebirgswinters. 
Der Feind hatte nicht annähernd den gleichen Abbruch erlitten. Seine bis zum 
Eintritt des unvermeidlichen Schwächemoments beim Angreifer zurückgehaltenen und 
geschonten Hauptkräfte holten jetzt zum Gegenschlage aus, der auf bereits dezimierte, 
entkräftete, erstarrte und wehrlose Truppen traf 
Ein Bewegungskrieg mit weitgesteckten Zielen war unter den gegebenen Verhält¬ 
nissen nur im Gange zu erhalten, wenn nach etwa zwei bis drei Tagen für eine Ab¬ 
*) Diese Verlustangaben sind dem Schreiben des GM. Anton Pitreich vom 20. Sep¬ 
tember 1929 an das Kriegsarchiv entnommen. Nachträglich ist nicht festzustellen, ob 
sich diese Ziffern auf den „Gefechts-" oder auf den „Feuergewehrstand" beziehen. 
2) Aus einer unveröffentlichten Studie des Generals (verkürzt und auszugsweise).
	        
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