Iwanows Pläne zum Einbruch nach Ungarn
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Nikolajejvitsch dem Generalquartiermeister den Auftrag, hierüber mit
dem Oberkommandierenden der Nordwestfront zu sprechen. Dies ge¬
schah am 17. Jänner in Siedlec. Nach längerer Wechselrede schlössen
sich der General Rußki und sein Stab der Ansicht Danilows an. Eine aus
zehn Divisionen zu formierende 12. Armee sollte den Angriff auf Ost¬
preußen von Pultusk—Ostrolçka gegen Soldau—Orteisburg unter der Mit¬
wirkung der 10. Armee führen. Selbstverständlich hatten die russischen
Streitkräfte links von der Weichsel die ihnen gegenüberstehende Front
gleichfalls anzupacken. Der Großfürst erklärte sich einverstanden. Schon
am nächsten Tage erfolgte der Befehl zur Bildung der 12. Armee, an
deren Spitze General Plehwe zu treten hatte.
Anders dachte man beim Oberkommando der Südwestfront. General
Iwanow hielt hartnäckig an der Anschauung fest, die gegen die öst.-ung.
Streitkräfte in Galizien erzielten Erfolge bis zur Zertrümmerung des
gegnerischen Heeres auszubeuten; er träumte sogar von einem Sonder¬
frieden mit Ungarn und rechnete darauf, daß Rumänien dann sogleich
an die Seite der Entente treten würde. Angesichts der sich allmählich an
der ganzen Karpathenfront von der Duklastraße bis in die Gegend von
Dorna Watra abzeichnenden Kräfteentfaltung des Gegners verschmähte
er es, sich auf die starre Verteidigung zu beschränken, sondern verstän¬
digte seine Unterführer schon am 20. Jänner von seiner Absicht, über
den Gebirgswall in die ungarische Tiefebene einzubrechen. Sein General¬
stabschef Alexejew pflichtete diesem Gedanken nicht völlig bei; ihm
schien ein Angriff in Westpolen gegen den Abschnitt Tomaszów—Piotr-
ków—Noworadomsk mehr Erfolg zu versprechen, weil die dünnen Linien
der Verbündeten hier zu einem Durchbruche einluden. Der unbefriedi¬
gende innere Zustand der russischen Armeen an diesem Frontteile, nament¬
lich aber der Mangel an Artilleriemunition, veranlaßten jedoch die
Stawka, diesen Plan abzulehnen.
Zunächst entging Iwanow aber die Gefahr nicht, die dem linken
Flügel seiner 8. Armee aus "der Richtung von Ungvár und Munkács
drohte, da in der über 250 km ausgedehnten Front vom Uzsokpaß bis zur
Dreiländerecke nur vier russische Divisionen standen, darunter bloß eine
Felddivision. Auf seine Bitte um die Zuführung von vier Felddivisionen
in den Raum Sambor—Stryj—Dolina verfügte die Stawka am 26. Jänner
schweren Herzens den Abtransport des XXII. Korps von der 10. Armee
zur Südwestfront.
Es scheint, als ob seit dem Spätherbste die Energie des Großfürsten
nach dem Ausbleiben des von der legendären „Dampfwalze" erhofften