Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Iwanows Pläne zum Einbruch nach Ungarn 
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Nikolajejvitsch dem Generalquartiermeister den Auftrag, hierüber mit 
dem Oberkommandierenden der Nordwestfront zu sprechen. Dies ge¬ 
schah am 17. Jänner in Siedlec. Nach längerer Wechselrede schlössen 
sich der General Rußki und sein Stab der Ansicht Danilows an. Eine aus 
zehn Divisionen zu formierende 12. Armee sollte den Angriff auf Ost¬ 
preußen von Pultusk—Ostrolçka gegen Soldau—Orteisburg unter der Mit¬ 
wirkung der 10. Armee führen. Selbstverständlich hatten die russischen 
Streitkräfte links von der Weichsel die ihnen gegenüberstehende Front 
gleichfalls anzupacken. Der Großfürst erklärte sich einverstanden. Schon 
am nächsten Tage erfolgte der Befehl zur Bildung der 12. Armee, an 
deren Spitze General Plehwe zu treten hatte. 
Anders dachte man beim Oberkommando der Südwestfront. General 
Iwanow hielt hartnäckig an der Anschauung fest, die gegen die öst.-ung. 
Streitkräfte in Galizien erzielten Erfolge bis zur Zertrümmerung des 
gegnerischen Heeres auszubeuten; er träumte sogar von einem Sonder¬ 
frieden mit Ungarn und rechnete darauf, daß Rumänien dann sogleich 
an die Seite der Entente treten würde. Angesichts der sich allmählich an 
der ganzen Karpathenfront von der Duklastraße bis in die Gegend von 
Dorna Watra abzeichnenden Kräfteentfaltung des Gegners verschmähte 
er es, sich auf die starre Verteidigung zu beschränken, sondern verstän¬ 
digte seine Unterführer schon am 20. Jänner von seiner Absicht, über 
den Gebirgswall in die ungarische Tiefebene einzubrechen. Sein General¬ 
stabschef Alexejew pflichtete diesem Gedanken nicht völlig bei; ihm 
schien ein Angriff in Westpolen gegen den Abschnitt Tomaszów—Piotr- 
ków—Noworadomsk mehr Erfolg zu versprechen, weil die dünnen Linien 
der Verbündeten hier zu einem Durchbruche einluden. Der unbefriedi¬ 
gende innere Zustand der russischen Armeen an diesem Frontteile, nament¬ 
lich aber der Mangel an Artilleriemunition, veranlaßten jedoch die 
Stawka, diesen Plan abzulehnen. 
Zunächst entging Iwanow aber die Gefahr nicht, die dem linken 
Flügel seiner 8. Armee aus "der Richtung von Ungvár und Munkács 
drohte, da in der über 250 km ausgedehnten Front vom Uzsokpaß bis zur 
Dreiländerecke nur vier russische Divisionen standen, darunter bloß eine 
Felddivision. Auf seine Bitte um die Zuführung von vier Felddivisionen 
in den Raum Sambor—Stryj—Dolina verfügte die Stawka am 26. Jänner 
schweren Herzens den Abtransport des XXII. Korps von der 10. Armee 
zur Südwestfront. 
Es scheint, als ob seit dem Spätherbste die Energie des Großfürsten 
nach dem Ausbleiben des von der legendären „Dampfwalze" erhofften
	        
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