Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Neujahrsbesprechung in Berlin 
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Amtsräumen des preußischen Kriegsmmisteriums stattfand, nahm auch 
General Ludendorff teil1). 
Bei dieser Gelegenheit wies Conrad abermals darauf hin, daß in 
Frankreich „alles festgefahren'4 sei und nur im Osten durch den Einsatz 
von sechs deutschen Divisionen zwischen der deutschen 9. Armee und der 
Armeeabteilung Woyrsch ein Erfolg erzielt werden könnte, der sich auch 
auf die Gesamtlage günstig auswirken würde. Als Ludendorff hingegen 
unter der Voraussetzung, daß dem Ostheere die in der Aufstellung be¬ 
griffenen neuen Armeekörper zugeführt würden, einen Stoß aus Ost¬ 
preußen gegen Bielostok vertrat, waran sowohl Conrad als auch Falken¬ 
hayn der übereinstimmenden Meinung, daß ein solcher bei den in 
Betracht kommenden großen Entfernungen keinen Einfluß auf die Lage 
in Westpolen üben könnte. Ludendorff kam hierauf mit einem neuen 
Vorschlage. Da die Fortführung des Angriffes an der Front Mackensens 
nicht mehr aussichtsreich scheine, sei er bereit, dem öst.-ung. Heere drei 
bis vier Divisionen der deutschen 9. Armee zur Verfügung zu stellen. 
Freudig nahm Conrad das Anerbieten an und entwickelte sogleich seine 
Absicht, die deutschen Divisionen zur Ablösung der Armee Böhm-Ermolli 
zu verwenden und nach deren Einsatz östlich von der k. u. k. 3. mit beiden 
Armeen zur Rechtsumfassung Brussilows aus den Karpathen hervorzu¬ 
brechen. Aber auch gegen den Abänderungsvorschlag Ludendorffs, die 
k. u. k. 2. Armee lieber in Polen zu lassen und die deutschen Truppen an 
der geplanten Offensive teilnehmen zu lassen, äußerte er keine Bedenken. 
Falkenhayn verhielt sich jedoch gegen eine Karpathenoperation völlig 
ablehnend. Nicht nur, daß die Geländeschwierigkeiten nahezu unüber¬ 
windlich seien, besitze der Russe überdies den Vorteil besserer Verbin¬ 
dungen und würde durch rasche Kräfteverschiebungen jedem Schlage 
zuvorkommen. Der Frontalangriff in Westpolen erschien dem General 
als das zweckmäßigste Unternehmen. Unter dem Eindrucke, daß dieser 
Gedanke allseitige Billigung gefunden habe, kehrte er in das Große 
Hauptquartier zurück. 
Schon am folgenden Tage erhielt Conrad von ihm die Mitteilung, 
daß sich Kaiser Wilhelm mit der Stellungnahme Falkenhayns insofern 
einverstanden erklärt habe, als die Abgabe von Kräften aus dem Westen 
zurzeit unmöglich und die Frage der Verwendung der neuaufgestellten 
deutschen Korps erst in drei Wochen spruchreif sei. Doch ergehe an das 
1) Die Angaben über diese Verhandlungen sind unter anderem auch einer vom 
deutschen Reichsarchiv bearbeiteten Studie „Die deutsche Südarmee. Anfang Januar 
bis Anfang Juli 1915" entnommen.
	        
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