Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Karpathenwinter 1914/15 
halb besonderes Gewicht gelegt habe, um nicht genötigt zu sein, die in 
Polen kämpfende Armee Böhm-Ermolli, ohne daß für Ersatz vorgesorgt 
werde, den schwer ringenden Streitkräften südlich der Weichsel zuzu¬ 
führen. Schließlich bat er Hindenburg, die dargelegte Auffassung inMé- 
zières zu vertreten1). Als am 28. Nachrichten einliefen, daß in Polen 
russische Verschiebungen im Gange und drei Korps aus der Front gelöst 
worden seien, plante Conrad tatsächlich, die 2. Armee nach Bartfeld und 
Mezölaborcz zu ziehen. Indes wollte er bis zur Beantwortung seiner De¬ 
pesche durch Falkenhayn an der bestehenden Gruppierung nicht rütteln 2). 
Diese Antwort traf am 29. in Teschen ein. Der deutsche General¬ 
stabschef hatte aus der Mitteilung seines Kollegen die Einnahme eines 
neuen Standpunktes und einen Widerspruch gegenüber den Abmachungen 
in Oppeln herausgelesen und bat um mündliche Aussprache in Mézières 
oder in einem nächstgelegenen Orte. 
Wie er mitteilte, schien ihm derzeit alles darauf anzukommen, daß 
die öst.-ung. Hauptkraft ihre gegenwärtigen Stellungen halte, während 
die deutsche 9. und die k. u. k. 2. Armee weiter versuchen sollten, den 
Feind mürbe zu machen. Conrad antwortete umgehend, die Besprechungen 
in Oppeln hätten bezweckt, festzulegen, was zu geschehen habe, sobald 
die Russen hinter die Weichsel-Sanlinie zurückgegangen sein würden und 
wie dies zu erreichen sei. Bisher sei es weder den eigenen Kräften nörd¬ 
lich von der Weichsel gelungen, den Feind zum Rückzüge hinter den Strom 
zu zwingen, wie dies in Oppeln vorausgesetzt worden war, noch sei es 
trotz des Erfolges bei Limanowa-tapanów der 3. und der 4. Armee ge¬ 
glückt, die Russen hinter den San zu drängen. „Neu dabei ist nur, daß 
ich im Telegramme vom 27. d. M. die Dringlichkeit einer Entscheidung 
im Osten hervorhob mit Rücksicht auf das im Frühjahr zu gewärtigende 
Verhalten der Neutralen3)." 
Die Depesche schloß damit, daß Conrad erklärte, für eine mündliche 
Besprechung nicht abkömmlich zu sein; er habe nur einen Vorschlag ge¬ 
macht und bitte um die Stellungnahme Falkenhayns. Als dieser aber noch¬ 
mals den Wunsch nach einer Zusammenkunft* — diesmal in Berlin — 
äußerte, trat Conrad am Silvesterabend die Reise nach der deutschen 
Reichshauptstadt an. An der Besprechung, die am Neujahrstage in den 
x) C o n r a d, V, 913 ff. Der Oberbefehlshaber Ost hatte am 26. gemeint, ein öst.- 
ung. Korps könne, wenn die Front in Galicien bloß gehalten würde, nach Miawa 
transportiert werden. 
.2) Ebenda, V, 928 f. 
») Ebenda, V, 942.
	        
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