Volltext: Der Irrgang der deutschen Königspolitik

IV. 
Dom deutschen Wahlkönigtum bis zur Souveränität 
der deutschen Teilfürsten. 12X3 bis 1648. 
Das Wahlkönigtum. \275 bis 1347. 
Mit der Wahl König Rudolfs I. (J273 bis 1291) beginnt 
ein neuer Zeitabschnitt der deutschen Geschichte, Hatte früher die 
Lrbwahl das Königtum beherrscht, war früher die Erblichkeit der 
Krone mit der Form der Wahl verbunden, so war von jetzt an — 
dem Rate des Papstes Gregor VII. entsprechend — das Wahlkönig 
tum in Kraft. Die Kurfürsten waren sehr gelehrige Schüler des 
römischen Papsttums. Dieses wollte mit der reinen Wahl die Macht 
des deutschen Königtums — des deutschen Volkes — brechen. Das 
gleiche wollte auch das Teilfürstentum. Darum wählten die Fürsten 
nur Männer geringer Macht und im vorgeschrittenen Alter, damit 
ja nicht eine lange Regierung dem König Gelegenheit gab, eine 
Königsmacht zu schaffen. Um so mehr ist das wirken des Königs 
Rudolf I. bemerkenswert, der es trotz Papsttum und Teilfürstentum 
verstanden hat, König zu sein. Er setzte sein ganzes ferneres Leben 
an seine Königspflicht, im Reich Ordnung zu schaffen. Daß er es 
nicht auch verstanden hat, nur deutscher König zu sein, daß er doch 
auch Teilfürst auf dem Königsthron geblieben ist, kostete seinem 
Hause und dem deutschen Volk die große Zukunft. 
Der König brauchte zum Leben die Königsgüter, die während 
der königlosen Zeit in unberufene Hände geraten waren. Auch große 
Königslehen waren die Beute von Gewalt geworden. Rudolf erreichte 
von den Fürsten zwei wichtige Beschlüsse: Daß der König wieder 
Besitz nehmen solle von allen Königsgütern und daß jeder Fürst, 
der nicht binnen Jahr und Tag vom König die Neubelehnung an 
gesucht habe, seiner Lehen verlustig gehen solle. So sollte Ordnung 
in die rechtlichen Verhältnisse des Reiches gebracht werden. Auf 
Grund dieser Beschlüsse forderte der König von Ottokar II. von 
Böhmen die Herausgabe von Oesterreich, Steiermark, Kram und 
Kärnten, weil Ottokar das verweigerte, kam es zum Kampf. König 
Rudolf eroberte Wien. Ottokar von Böhmen fand es darauf ratsam, 
fich zu fügen. Im Lager vor Wien wurde der mit größter Pracht auf 
tretende Ottokar, vor dem in ein einfaches graues Wams gekleideten 
deutschen König kniend, mit Böhmen und Mähren belehnt — ein
	        
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