III.
Papsttum und Kaisertum.
2n der kurzen Zeit vom Beginn des deutschen Königreiches bis
zum Ende der Hohenstaufen ist die gewaltige Wandlung vom deut
schen Linheitsreich zum deutschen Länderstaat vor sich gegangen.
Diese ganze Zeit war von dem Verhältnis von Papst und Kaiser
beherrscht. Darum soll dieses Verhältnis klargelegt werden.
Frühzeitig hat der Bischof von Rom die erste Stelle unter den
Bischöfen der Christenheit beansprucht und auch durchgesetzt. Bei
der straff monarchischen Ordnung der fo entstehenden römischen
Kirche und bei dem Willen zur Ausbreitung des Christentums über
das ganze Römerreich mußte im Papsttum bald der Wille zur Welt
herrschaft auftauchen, der durch die Abwanderung des Kaisertums
nach Konstantinoxel nur begünstigt wurde. Dieser Wille trat natür
lich anfangs nicht klar hervor und nicht bei allen Päpsten in gleichem
Maße. Lr wurde auch nicht gleich anfangs ausgesprochen. Aber in
dem Willen der einheitlichen, monarchischen Führung der gesamten
Kirche kam dieses weltmachtstreben naturnotwendig zum Ausdruck.
Ls war eine Selbstverständlichkeit, die nicht erst ausgesprochen zu
werden brauchte. Dazu mußte die Kirche den Mächtigen notwendig
werden, sie mußte dienend beginnen, um sich zur Lserrin hinauf
zuarbeiten. Das hat sich feit Konstantin dem Großen entwickelt:
Das Christentum und dann die immer römischer werdende Kirche
wurden die stärkste Stütze des römischen Weltreiches, das dafür die
Verbreitung des Christentums auch mit den Mitteln der Gewalt
betrieb. Darum fand der Papst seitens der christlich gewordenen
römischen Kaiser den vollsten Schutz. Der Papst sicherte sich die
geistige Herrschaft in der Kirche dadurch, daß er den Heidenbekehrern
die bischöfliche Gewalt über vom Papst bestimmte Gebiete übertrug,
sie also als Bischöfe bestellte. Das bürgerte sich mit der Zeit so ein,
daß alle Bischöfe die Quelle ihrer geistigen Macht in der Bestallung
durch den Papst erblickten. Das Papsttum erkannte daran, daß aus
seiner Berechtigung Titel, Würden, Machtvollkommenheiten zu ver
leihen, mit der Zeit eine geistige Herrschaft über die Beliehenen und
deren Machtkreis sich ergeben mußte. Als das weströmische Reich
zerfallen war, war der politisch machtlose Papst den Angriffen von
Mächten ausgesetzt, der Griechen und Sarazenen, die von seiner