Volltext: Das Antlitz des Weltkrieges

Tanks 
Verwundbarkeit auch dieser zunächst unverwundbar erscheinenden Ungetüme 
machte den deutschen Soldaten dann tollkühner und er wagte schon Manöver 
der Art, daß er den Tank an sich vorüberfauchen ließ, die Begleitmannschaft 
mit Maschinengewehrfeuer erledigte und dann von rückwärts den unbeholfen 
vorwärtslaufenden Tank erkletterte und Handgranaten durch die Schießscharten 
hindurch ins Innere zwängte. Die Artillerie, die sich zunächst auf Sperrfeuer 
vor die fahrenden Tanks begnügt hatte, wobei mancher durch Zufallsvolltreffer 
zertrümmert wurde, ging bald dazu über, den anmarschierenden Tanks gegenüber 
mit leichtestem Geschütz ganz nahe aufzufahren und die Unverwundbaren mit 
direktem Schuß zu erledigen. 
Der Anmarsch der Kompanien auf den Vourlonwald zu vollzieht sich lautlos und 
korrekt wie auf dem Exerzierplätze; die einzige Sorge des Führers ist es, daß die 
Verbindungen der Kompanien nicht auseinanderreißen. Denn der Schrecken 
dieses so unheimlich liegenden Wäldchens ist so groß, daß schon die auf die linke 
Waldecke angesetzte Kompanie fast instinktiv das Bestreben hat, dem bösartigen 
Walde auszuweichen und links an ihm vorbeizustoßen. Sie kommt dabei vom 
Regen in die Traufe, denn sie gerät — zunächst froh, so schlau dem gefürchteten 
Walde entronnen zu sein, in eine Schlucht, die, wie sich später herausstellt, wie 
es allerdings auch fast vorherzusehen war, vom englischen Maschinengewehrfeuer 
beherrscht wird. So entsteht zur Sorge des Kompanieführers zwischen seiner 
und der links abgeschwenkten Kompanie eine Lücke von Kompaniebreite, die ihn 
zwingt, seine Reihen nach links weiter auszudehnen, also zu lichten, also zu 
schwächen. 
Melder eilen von ihm entsendet zu der in zweiter Linie folgenden Vataillons- 
reserve mit dem Ersuchen, der entstandenen Lücke das Hauptaugenmerk 
zu schenken und baldigst einen Zug wenigstens dort einzusetzen. Dann geht 
es in den Wald hinein. Beim Antreten war uns vom Stabe mitgeteilt worden, 
daß noch eigene Truppen vor uns lägen, die — je nach ihrer moralischen Be¬ 
schaffenheit — mit vorzunehmen oder liegen zu lasten seien. Bisher find wir nur 
auf ein paar völlig erschöpft und apathisch Liegende gestoßen. Also muß die 
deutsche Linie noch vor uns liegen. So geht es tiefer in den Wald hinein. 
Der Kompaniesührer mit dem Zugführer und dem Stabe von Meldern vor der 
Mitte des mittleren Zuges. Die Orientierung im finsteren Walde ist fast 
unmöglich. 
Das dichte Unterholz zerreißt die bis dahin untadelige Linie und löst sie in 
Einzelgruppen auf, die sich im Gänsemarsch — dem Gruppenführer folgend — 
durch das Gestrüpp und Gesträuch hindurchschlängeln. Rur der mittlere 
Zug folgt verhältnismäßig geschlosten feinem Führer — zum Verhängnis. 
Der Kompanieführer sieht die Verbindungen der Züge sich auflösen, eine Bin- 
düng muß wieder geschaffen werden, ein gemeinsames Marschziel im finsteren 
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