Volltext: Urkundenforschung

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Die wichtigsten Stufen in der Entstehungsgeschichte der 
Urkunden sind etwa: die Bitte um die Durchführung der 
Rechtshandlung bzw. um die Ausstellung der Urkunde, die 
Rechtshandlung, der Beurkundungsbefehl, die Herstellung 
und Revision des Konzeptes, der Befehl zur Herstellung der 
Reinschrift (Fertigungsbefehl), die Herstellung der Rein 
schrift, die Vollziehung und Beglaubigung durch An 
bringung der Unterschriften und des Siegels, die Anbringung 
der Datierung, die Eintragung in die Kanzleiregister, die Be 
rechnung der Taxen usw. und schließlich die Übergabe an den 
Empfänger (Expedition). Diese verschiedenen Stadien im 
Werden der Urkunde bedingen naturgemäß die Organisation 
der Kanzlei, so daß bei entwickelten Kanzleien mit starkem 
Geschäftsbetrieb sich für diese einzelnen Stadien mehr oder 
weniger umfangreiche Kanzleiabteilungen entwickeln. 
Die Untersuchung der verschiedenen Merkmale, ins 
besondere jedoch der äußeren und der inneren Merkmale, 
lehrt uns, wie bereits bemerkt 27 ), nicht allein die Formen 
der Urkunden und die Gewohnheiten der Kanzlei kennen, 
sondern sie erschließt uns zweitens auch die Individuali 
täten nach Schrift und Stil und die kanzleimäßige Stellung 
der an der Herstellung der Urkunde beteiligten Personen, 
vor allem also der Kanzleibeamten, der Schreiber, Dikta 
toren usw. Einzelne Urkundengruppen überliefern uns auch 
ausdrücklich die Namen der beteiligten Kanzleibeamten; so 
finden wir in den Privilegien der Päpste und in den Diplomen 
der Herrscher die Namen der verantwortlichen Kanzleileiter 
angegeben; die Papstprivilegien enthalten ferner in der 
älteren Zeit auch den Namen des Schreibers, dagegen fehlt 
der Name des Diktators; die im Spätmittelalter auf kommen 
den Kanzleivermerke der Urkunden enthalten meist den 
Namen des Schreibers und außerdem vielfach auch die 
Namen anderer Kanzleibeamten. 
Für die Erforschung der Kanzleiorganisation, der Kanzlei 
leitung und der verschiedenen Stufen und Abteilungen der 
Kanzleibeamten und damit für die kritische Beurteilung 
27 ) Siehe oben S. 35.
	        
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