Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

Aber als die ent¬ 
setzlichste Erschei¬ 
nung auf diesem Ge¬ 
biete müssen wir wohl 
die Kinderprosti¬ 
tution ansehen. Es 
wurden vierzehn-, ja 
zwölfjährige ge¬ 
schminkte Mädchen 
beobachtet, wie sie 
Soldaten ansprachen: 
»Monsieur, pour une 
livre de pain?« Müt¬ 
ter boten ihre Kinder 
für ein Kilo Zucker 
an und priesen sie als 
Jungfrauen, acht- und 
zehnjährige Knaben 
oder Mädchen führ¬ 
ten die Soldaten zu 
ihren Schwestern. Die 
meisten Kinder kann¬ 
ten die Geste (Dau¬ 
men zwischen zwei 
Fingern und die wie¬ 
derholte kurze Silbe), mit der der Geschlechtsverkehr bezeichnet wurde. 
Henel gibt ein in Brügge entstandenes deutsches Soldatenlied wieder: 
Wein, Liebe und Tabak; der Laden im zerstörten Dorf 
Front-Zeichnung von L. Icart 
Die kleinen Mädchen, die muß man fragen, 
Ob sie im Sommer auch Höschen tragen, 
Die kleinen Mädchen sind sehr gescheit, 
Sie wissen mit den Hosen schon Bescheid. 
Menschlicher gestalteten sich die Beziehungen auf dem Lande, wo der 
Soldat oft den im Felde stehenden oder gefallenen Familienvater ersetzte, 
zum richtigen »vader van’t huis« wurde. Die Kinder, die diesem Zu¬ 
sammenleben entsprossen, ruft man heute noch »duitschmaneke«. 
Was nun die Bürgerkreise betrifft, so verkehrten die deutschen Offiziere 
in vielen angesehenen belgischen Häusern und es ist behauptet worden, 
daß hier Frauen und Mädchen den Deutschen nicht weniger entgegen¬ 
kamen. Ja, es soll sogar zu regelrechten Zweikämpfen der temperament¬ 
vollen Walloninnen oder Fläminnen um den deutschen Geliebten ge¬ 
kommen sein. Es wird ein Fall berichtet, wo ein Mädchen ihrer Rivalin 
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