Soiree in Berlin
Auch eine französische Kriegskarikatur, von Abel Faivre
Unbequemlichkeiten draußen kennen, wo nur jeder auf sich selbst,
seine Anpassungsfähigkeit und Geschicklichkeit angewiesen ist . . .Wie
soll man nun derartige homosexuelle Handlungen von Heterosexuellen
erklären? Meine Meinung geht dahin, daß sie einfach faute de mieux
ausgeführt werden. Zur Erklärung führe ich noch an, daß ich die ganze
Zeit über im Osten war, wo keinerlei Gelegenheit zu einem hetero¬
sexuellen Verkehr gegeben war . . .
Ferner ist doch durchaus merkwürdig, wie derartige Verhältnisse
von den Heterosexuellen beurteilt werden. Bei Gerichtsverhandlungen
und Verurteilung aus Paragraph 175 wird oft, sogar meistens als straf¬
verschärfend der Horror der Heterosexuellen gegenüber der homo¬
sexuellen Betätigung ins Treffen geführt. Ich habe nun oft im Unter¬
stand Gespräche über Homosexualität gehört und mich daran beteiligt.
Nie aber konnte ich etwas von jenem sagenhaften Abscheu der Hetero¬
sexuellen gegenüber der homosexuellen Betätigung gewahr werden.
Dagegen spricht ja auch die Auffassung der oben erwähnten Verhält¬
nisse, die in aller Öffentlichkeit bestanden. Das ist doch sehr bemer¬
kenswert, wenn man die bunte Durcheinanderwürfelung der Kamera¬
den im Schützengraben hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen und
moralischen Anschauung in Betracht zieht. Ich konnte nie diesen an¬
geblichen Horror entdecken21).
Schließlich soll hier noch eines von Lissmann beschriebenen Falles
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