Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

als Offizier und Bursche diese Treue auch weiterhin zu bewahren und 
wenn es sein muß, mit dem Tode zu besiegeln.« Ein anderer Kriegsteil¬ 
nehmer schreibt: 
Ich besinne mich auf zwei ältere Kameraden, die in fast auffallender 
Weise einen jüngeren Kameraden von zirka 20 oder 21 Jahren hofierten 
und bemutterten. Es bestand zwischen den beiden Älteren gewisser¬ 
maßen eine Art Eifersucht, was sie ihrem Schützling alles zuliebe tun 
wollten. Es war mitunter rührend, wie die beiden Älteren für den 
Französische Soldaten als Danieniinitatoren 
Nach einem Aquarell 
Sammlung Lewandowski, Utrecht 
Jüngeren sorgten und bestrebt waren, ihm das Leben da draußen nach 
Möglichkeit zu erleichtern und ihm kleine Arbeiten, deren es draußen 
eine Menge gibt, wie z. B. Essenholen, Wasserbesorgen, Brennholzsuchen 
usw., abzunehmen. Ich weiß positiv, daß dieses Verhältnis auch sexuell 
betont war. Ich habe oft beobachtet, daß diese beiden Älteren, wenn 
ihr Liebling morgens erwachte, sich förmlich darum stritten, wer heute 
daran sei, ihn zu liebkosen. Sicherlich war ich nicht der einzige, der 
dies oft beobachtete. Auch von seiten dieser drei wurde aus ihrem Ver¬ 
hältnis den anderen Kameraden gegenüber keinerlei Hehl gemacht. Ich 
habe auch nie irgend jemanden gehört, der sich darüber abfällig oder 
mißbilligend ausgesprochen hätte. Es war, als ob sich das von selbst 
verstehe14). 
Literarische Produkte, die dem Lob der Kameradschaft gewidmet wur¬ 
den, lassen nicht selten ähnliche Motive vermuten. So finden wir in der 
»Mitauschen Zeitung« folgendes Totenlied: 
19 Sittengeschichte 
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