Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

schießen und reiten und werden 
ganz systematisch von Unteroffi¬ 
zieren der Armee gedrillt, und 
zwar genau so wie die Rekruten 
Kitcheners. Sie exerzieren nach 
derselben Exerziervorschrift wie 
die Soldaten der Armee. Man fin¬ 
det unter ihnen sehr viele Steno¬ 
typistinnen, Lehrerinnen, Ver¬ 
käuferinnen, die zum Exerzieren 
keine andere Zeit haben wie 
abends oder Sonnabend nachmit¬ 
tags und die doch ihre ganze freie 
Zeit opfern, um an diesen Übun¬ 
gen teilnehmen zu können. Alle 
Gesellschaftskreise sind in die¬ 
ser Frauenarmee vertreten, vom 
höchsten Adel herab bis zu den 
Köchinnen, so daß es vor gekom¬ 
men ist, daß adelige Damen sich 
in andere Kompagnien versetzen 
ließen, weil sie es für unter ihrer 
Würde hielten, in einer Kompagnie mit ihren Dienstboten zu exerzieren... 
. . . Ich besuchte kürzlich den weiblichen Obersten dieser Armee, 
Lady Londonderry, die mich weiter an ihre Adjutantin Mrs. Haverfield 
empfahl. Mrs. Haverfield ist die Witwe eines Artillerieoffiziers und die 
wirkliche Begründerin der Frauenarmee . . . Ich fragte sie, ob sie glaubt, 
daß ihre weiblichen Krieger zum Kampfe kommen würden. »I c h 
hoffe stark, daß es dazu kommen wir d«, sagte Mrs. Haver¬ 
field. »Es kommt natürlich darauf an, ob sich die Gelegenheit hiezu 
bieten wird. Im übrigen aber sind diese Übungen auch für die Frauen 
selbst sehr gut; denken Sie nur an die Tausenden, die an Reiten und 
Jagen gewöhnt sind. Alle diese müßten eigentlich im Felde, in den 
Lagern als Meldereiter und zu vielen anderen Zwecken verwendet wer¬ 
den. Und würden es auch, wenn wir nicht so furchtbar konservativ 
wären . . . Unser Korps wächst schneller, als wir selbst wollen und wir 
haben in allen Städten Abteilungen. Bei einer Rekrutierungsversamm¬ 
lung, die wir kürzlich in Birmingham abhielten, haben sich von den 
900 dort versammelten Frauen 600 als Rekruten gemeldet. Wir raten 
allen unseren Mitgliedern, sich im Schießen zu üben und glauben, daß, 
falls wir die offizielle Erlaubnis erhalten, wir imstande sein werden, 
einer deutschen Landungsarmee einen warmen Empfang zu bereiten14)«. 
Matrosentänzerinnen in einer französischen 
Etappenkneipe 
Zeichnung von Andre Foy 
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