Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

den Tisch und verbat mir das mit wilden Worten, ich unterlag aber. 
Im Gegenteil: die vier steigerten ihre Scherze noch und deckten mich 
dermaßen damit zu, daß ich schließlich vor Ekel auf den Hof lief und 
meine Suppe dort hinunterlöffeite. Immerhin hatte ich die Genugtuung, 
daß in den nächsten Tagen wenigstens um die Mittagszeit einige auf 
den schwachen Magen anderer Rücksicht nahmen. Aber das nur kurze 
Zeit; auf meinem Nachtlager, einem Heuboden, war es wieder ärger. 
Hier gab es einen Arbeiter, für den enthielt jede Bewegung, jedes 
Wort eine Anspielung. Angesteckt, wie die Menschen leicht von diesen 
Dingen werden, weil Erziehung und Beherrschung nur eine dünne 
Decke über dem Urtrieb sind, überboten unsere Schlaf genossen seine 
Einfälle; er wollte aber nicht übertroffen werden und steigerte sich 
nun selbst, bis sogar die Wände, alte bespritze Greise, vor Scham ge¬ 
peinigt wurden. Als das Benehmen unerträglich wurde, bot ich dem 
Kerl ein paar 
Maulschellen an. 
Diese deutliche 
Ansage wirkte 
Wunder, die Un¬ 
anständigen wur¬ 
den leiser und nur 
bei einem beson¬ 
deren Anlaß, wo¬ 
gegen selbst eine 
Urgroßmutter 
nichts eingewen¬ 
det haben würde, 
wurde die Erzäh¬ 
lung allgemeiner 
und lauter19). 
Richtig und ganz 
im Sinne der Tiefen¬ 
psychologie (wie 
Bleuler die Psycho¬ 
analyse zu nennen 
vorschlug) weist 
Beradt hier die 
zweifache Wurzel 
der Analerotik bei 
den Soldaten nach. 
Sie ist einerseits Sexuelle Symbolik im Militärleben 
< Fesselballon, genannt Feldnülle 
ein Rückgreifen auf Photographische Aufnahme, aus der Sammlung A. Wolff, Leipzig 
203
	        
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