Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

Gedanke, daß er sterben könnte, ohne sein Kind zu sehen, erklärte 
sie später, hätte ihr das Hirn zermartert. Eines schönes Tages machte 
sie sich auf den Weg. Sie überwand alle Hindernisse, beschwichtigte 
alle Wachen, kam bis in den Schützengraben. Eines Abends hatten 
wir eben unser Geschirr gewaschen und breiteten das Stroh für 
unser Nachtlager in unserem Schuppen auf, als einer der Kameraden 
plötzlich einen Schrei ausstieß: ,Ma Louise!4 Sie war es. Wortlos legte 
sie ihm das ganz in Weiß gepackte Kindlein in die Arme, er wagte kaum, 
es zu küssen. Oh, wir haben erregende Szenen im Kriege mit angesehen. 
Aber diese! — Manche weinten. Er, der Papa, war blaß und stumm, als 
ob ihm eine leise Kugel das Herz durchbohrt hätte.« 
Auch weibliche Hilfskräfte kamen wider Willen in die Gefahrenzone. 
So wurden die manuellen Hilfsdienstfrauen an der österreichischen Süd¬ 
westfront im Jahre 1918 bis in die Schützengräben vorgetrieben und er¬ 
litten beträchtliche Verluste22). 
Der freiwilligen Teilnahme von Frauen am Kriege, der weiblichen Sol¬ 
daten des Weltkrieges, soll in einem anderen Kapitel gedacht werden. 
Musterung der allerjüngsten Jahrgänge in Berlin 
Karikatur von R. Cartier in »Le Rire rouge«, 1914 
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