Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

dann, bekanntge¬ 
worden, nicht un¬ 
wesentlich zur Le¬ 
gendenbildung um 
die Pflegerin bei¬ 
trugen. Bei aller 
Ach tun g vor solchen 
Leistungen wollen 
wir uns darauf be¬ 
schränken, die sexu¬ 
alpsychologische 
Seite des Problems 
weiterhin zu prü¬ 
fen und hüten uns, 
statistische Schät¬ 
zungen über die 
Zahl der Fälle zu 
wagen, in denen reine Menschenliebe oder echter Patriotismus als zu¬ 
reichende Motive anzusehen sind. 
Die Fülle des Beweismaterials, aus dem wir die Überzeugung schöpfen, 
daß die Krankenpflege nicht nur als Mittel, sondern auch als Zweck in 
überaus zahlreichen Fällen libidinös gefärbt war, wirkt nachgerade ver¬ 
blüffend. Anhänger der Theorie, wonach bei der Frau alle Lebensäußerun¬ 
gen viel tiefer als beim Manne in der Sexualität verankert und verwurzelt 
sind, mögen darin einen Beleg für ihre Auffassung finden. Wir wollen, 
ohne uns für oder gegen diese Auffassung zu entscheiden, die als Beispiele 
herausgegriffenen Tatsachen sprechen lassen. 
In dem durch seine reiche Sammlung von Fällen hervorragenden Werke 
Dr. Wilhelm Stekels »Psy chosexu eller Infantilismus13) finden wir 
folgende Ausführungen: 
Einen sehr interes¬ 
santen narzißtischen 
Typ bilden die Men¬ 
schen, die es nicht 
vertragen können, 
wenn Leute in ihrer 
Umgebung glücklich 
sind. Sie wollen ihnen 
etwas bedeuten, sie 
wollen helfen, sie wol¬ 
len aufrichten, sie wol¬ 
len trösten, sie wollen Wandzeichnung aus einem Wiener Reservespital 
»Du kannst unmöglich zurück an die Front, Sidi — 
deine Zunge ist ganz weiß« 
Französische Postkarte, Sammlung A. Wolff, Leipzig 
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