Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

Freierinnen. Allerdings dürfte auch dieser Umstand seinen Teil zum 
schlechten Ruf der Schwestern beigetragen haben. 
So bekam man in den Kriegsjahren manche empfindsame Geschichte 
über die aufopfernde Fürsorglichkeit zu lesen, die die Pflegerin ihren 
Verwundeten angedeihen ließ, über die Liebe, die sich im weiteren Ver¬ 
lauf der Genesung zwischen der opferfreudigen Dame und dem dank¬ 
erfüllten jungen Soldaten entspann, um schnurstracks in den Hafen der 
Ehe zu münden. In Wirklichkeit trugen sich diese Geschichten natürlich 
einigermaßen anders zu und bedeutend größer als die Zahl der glücklich 
ans Ziel gelangten dürfte die jener Frauen sein, die, um ihre letzte Hoff¬ 
nung betrogen, an 
dem als Brücke zum 
Eheglücke angesehe¬ 
nen Pflegerinnenbe¬ 
rufe scheiterten. Ein 
Kriegsteilnehmer er¬ 
zählt uns in einer 
längeren Zuschrift das 
Schicksal einer Schwe¬ 
ster, die Selbstmord 
beging, nachdem ihr 
Heiratsvorschlag von 
dem mit ihr in in¬ 
timen Beziehungen 
stehenden Offizier ab¬ 
gelehnt worden war. 
Der Erzähler nahm 
als Sanitätssergeant 
an der Beisetzung der 
unglücklichen Frau 
auf dem Militärmas¬ 
senfriedhofe in Guise 
bei Fresnois-le-Grand 
teil. Wir verzeichnen 
den Fall hier als 
mehr oder minder 
typisch. Ähnliche V or- 
fälle ereigneten sich 
nicht nur in der 
Etappe, sondern häu- 
Die Schwester wird auch angehimmelt, fl£f auch im Hin* 
sonst aber gewöhnlich als Heiratsspekulantin oder Dirne hingestellt 
Englische Postkarte, Sammlung A. Woljf, Leipzig terland.
	        
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