Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

von »Schwestern« Unbefugte 
auf treten, die zum Teil »recht 
wenig schwesterliche Ziele ver¬ 
folgen«. Bis in kleine Provinz¬ 
orte dränge Erwerbslüstern¬ 
heit unter dem Deckmantel der 
Schwesterntracht und gar viele 
Bestrafungen wegen »Betruges 
in Schwesterntracht« ver¬ 
zeichne besonders aus letzter 
Zeit die Statistik der Polizei- 
und Gerichtsbehörden. Es wird 
unter anderem auf einen Fall 
verwiesen, wo ein Verlag seine 
Druckerzeugnisse, zum Teil 
frivoler Natur, durch 60 Mäd¬ 
chen in feldgrauer Schwestern¬ 
tracht hausierend vertreiben 
ließ. 
Überhaupt empfiehlt es sich, 
bei der Betrachtung der eroti¬ 
schen Triebfedern in der Kran¬ 
kenpflege der Übersicht halber 
zu unterscheiden zwischen Fäl¬ 
len, in denen der Sanitätsdienst 
Mittel zum Zweck und solchen, 
in denen er Selbstzweck war. 
Im ersteren Falle, wo die Pfle¬ 
gerin ihre Beschäftigung nur 
als einen Umweg zu einem be¬ 
stimmten Ziele auffaßte, war 
dieses Ziel, wie wir verallge¬ 
meinernd sagen können, ein 
durchaus erotisches. So man¬ 
ches Mädchen, das vor dem 
Kriege des gutbürgerlichen 
Glückes einer Ehe nicht teil¬ 
haftig werden konnte, hoffte, 
sich als Pflegerin leichter an 
den Mann zu bringen. Und be¬ 
kanntlich gelang dies auch 
einer größeren Anzahl solcher 
Mode 1914 
Mode 1915 
Die Pflegerinnentracht für die einzig kleidsame und zeit¬ 
gemäße zu erklären, lag nahe. Ebenso nahe lag der Mi߬ 
brauch, der mit ihr getrieben wurde. 
Zeichnungen von Charles Rousiel in »Fantasio« 1915 
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