Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

entwurf zum Paragraphen 177 D. Str. G. B. aus dem Jahre 1909, in dessen 
Begründung das Ausdehnen des Schutzes vor Notzüchtigung auf Männer 
mangels eines praktischen Bedürfnisses abgelehnt wurde) sind tatsäch¬ 
lich durchschlagend — die Mitteilung von Fällen weiblicher Notzucht 
im Interesse der beteiligten Wissenschaften angezeigt. In der Sprech¬ 
stunde des gemeinnützigen Volksbüros in Breslau trat vor einiger Zeit 
eine Frau mit der Frage an mich heran, ob sie berechtigt sei, ihren 
sechzehnjährigen Sohn, der als Jungknecht auf einem großen schlesi¬ 
schen Bauerngut arbeitete, sofort aus dem Dienste zu nehmen. Der 
Junge wolle dort nicht mehr dienen, da er von zwei Mägden dauernd 
belästigt werde. Auf meine Frage erzählte mir der körperlich und 
geistig normal entwickelte junge Mensch, daß außer ihm auf dem Gute 
Die Vermutung liegt nahe, daß die Notzucht an Männern infolge 
des starken Männermangels im Kriege, die in sich stetig abschwächen¬ 
dem Maße den Friedensschluß um viele Jahre überdauern wird, jetzt 
und in Zukunft keine so ganz seltene Erscheinung sein wird. Jedenfalls 
ist, auch wenn man die männliche Geschlechtsehre nicht mit dem 
gleichen Schutz wie die der Frau umgeben will — und die hiefür bei¬ 
gebrachten Gründe des Vorentwurfs (es handelt sich um einen Vor- 
Der Notar eines ungarischen Dorfes zur Kriegerfrau: »Sträuben Sie 
sich nicht, sonst kriegen Sie keine Unterstützung mehr!« 
Zeichnung von L. Gedö 
9 Sittengeschichte 
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