Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges I. Band (I. / 1930)

Geteiltes Leid 
Die Frau des Mannes, der einen Arm verlor, hat sich alle Zähne 
ziehen lassen 
Deutschfeindliche Hetzkarikatur aus der französischen Zeitschrift 
»Fantasio«, 1915 
daß sich darunter auch 
leichtsinnige verheira¬ 
tete Frauenzimmer be¬ 
finden, deren Männer 
im Felde stehen. Diese 
ehr- und schamlosen 
Dirnen, die durch ihren 
schlechten Lebenswan¬ 
del ein ganzes Fami¬ 
lienglück untergraben, 
habe ich mir beson¬ 
ders ins Auge gefaßt. 
Sie sind mir und mei¬ 
nen Polizeiorganen ge¬ 
nau bekannt und ich 
werde sie bei jeder zu¬ 
künftigen Verfehlung 
schon zu fassen wissen und sie öffentlich brandmarken. Ich bedaure 
lebhaft, an diesen elenden Kreaturen nicht die Prügelstrafe 
anwenden lassen zu könne n.« 
Unter dem Titel »Blutige Tränen möchte man weinen« erschien in 
der katholischen Zeitschrift »Monika« (Nr. 24 vom 12. Juni 1915) ein 
langer Artikel, der das Elend grell beleuchtet. Der Direktor eines Kinos 
sieht sich nach Schluß des ersten Teiles einer Vorstellung im verdunkel¬ 
ten Zuschauerraum zu folgender Eröffnung an sein Publikum ver¬ 
anlaßt: »Es ist mir mitgeteilt worden, daß draußen ein Landsturm¬ 
mann auf Einlaß wartet, um hier seine Frau mit ihrem Geliebten zu 
überraschen. Es liegt mir viel daran, jedes Aufsehen und jeden Skandal 
zu vermeiden. Ich 
ersuche deshalb jene, 
die es betrifft, sich 
durch die kleine 
Pforte dort vorne 
rechter Hand zu ent¬ 
fernen; es muß so¬ 
gleich geschehen, da 
der Mann schon an 
der Kasse ist, seine 
Kä^te zu lösen.« Dar- 
auf entstand eine - ' hi„ Frtui.to 0d.u.?« ' 
drängende, . hastige »Sie ist nicht mehr hier, aber wenn Sie im zweiten Stock bei 
' ' r. . ,,~i Fräulein Clara anläuten, ist es dasselbe.« 
Bewegung im Saale *,n, Zeichnung von Forton in »Vie de Garnison«. 1915 ; • 
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