Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

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Stadtgemeinde Linz. 
dieser Aktion in Frage, so daß es noch bedeutender Zuschüsse bedarf. In 
jüngster Zeit hat sich ein Ausschuß gebildet zu dem Zwecke, um in Linz 
eine Kriegsküche in großem Stil zu errichten. Die Küche ist in der 
Turnhalle der Jubiläumsschule untergebracht. Auch die Errichtung eines alko¬ 
holfreien Speisehauses ist geplant. 
Außer den Gegenständen, die unmittelbar mit der Lebensmittelversorgung 
Zusammenhängen, gab der Bürgermeister auch eine Uebersicht über den sonstigen 
Amtsbetrieb der Gemeinde im zweiten Kriegsjahre. Wir entnehmen nur kurz 
folgende Daten: An Unterhaltsbeiträgen wurden bis 31. Juli d. J. an zusammen 
4297 Anspruchsberechtigte 3,660.119 K ausbezahlt. In etwa 1200 Fällen wurde 
die Erhöhung des Beitrages für Kinder unter acht Jahren durchgeführt. Die 
Gewerbeanmeldungen sind weiter im Abnehmen begriffen. Sie sind von jähr¬ 
lich etwa 300 auf 165 zurückgegangen. Die von der Wache vorgelegten Mel¬ 
dungen und Anzeigen betragen 4773, darunter 973 Verhaftungsanzeigen. Die 
Gesamtaktenzahl, die bei der Polizei zur Erledigung kam, beträgt rund 35.000. 
Die Gesundheitsverhältnisse waren im allgemeinen ziemlich günstige. Die Sterb¬ 
lichkeit betrug trotz einiger Infektionskrankheiten 14‘5 von 1000 Einwohnern 
gegen 16 im Jahre 1914 An Infektionskrankheiten erkrankten: an Blattern 38, 
Typhus 160, Scharlach 332, Diphtherie 223 und Steinblattern 156 Personen. 
Die finanzielle Lage der Gemeinde ist naturgemäß durch den Krieg stark in 
Mitleidenschaft gezogen. Der Umsatz der Gemeinde für" die Lebens¬ 
mittelversorgung beträgt in diesem Jahre schon rund vier Millionen 
Kronen, wobei zu bemerken ist, daß zahlreiche Aktionen nicht amtlich, son¬ 
dern von Organen der Gemeinde einfach mit Hilfe der Banken kaufmännisch 
durchgeführt werden, so daß der Lebensmittelumsatz in diesem Jahre min¬ 
destens 8 bis 9 Millionen Kronen erreichen wird. Die Einzahlung der Gemeinde- 
umlägen war auch heuer wieder eine bessere wie vor dem Kriege. Ein schwer¬ 
wiegender Ausfall entsteht heuer für die Gemeinde durch den Rückgang der 
Biersteuer und der Staatsbahngewerbesteuer. Das Personal der Gemeinde hat 
durch zahlreiche Einrückungen eine bedeutende Einschränkung erfahren. Die 
Zahl der Beamten ist von 126 auf 81 zurückgegangen. Die Zahl der weib¬ 
lichen Hilfskräfte ist von drei vor dem Kriege auf derzeit 45 gestiegen 
Der Bürgermeister schloß seine Ausführungen, deren Vortrag zwei 
Stunden in Anspruch nahm, mit dem Ausdrucke der Zuversicht, daß wir 
im Hinterlaride, wenn wir einmütig zusammenstehen, das vielleicht noch 
bis zum endgültigen Frieden erforderliche dritte Kriegsjabr auch noch 
bestehen werden. 
Das Elaborat enthält am Schlüsse eine übersichtliche Zusammen¬ 
stellung über die Preise der in Linz auf den Markt gebrachten Lebens¬ 
mittel, und zwar vergleichsweise die Ziffern für August 1915 und 1916.. 
Anläßlich des Weltkrieges verlieh Se. Majestät Kaiser Karl I. folgende 
Auszeichnungen: Das Komturkreuz des Franz-Josef-Ordens dem Reichsrats¬ 
abgeordneten und Bürgermeister der Landeshauptstadt Linz Dr. Franz Ding¬ 
hofer, den Titel eines kaiserlichen Rates den beiden Vizebürgermeistern Leopold 
Wessely und Karl Sadleder, den Orden der Eisernen Krone III. Klasse dem 
Magistratsdirektor Dr. Adolf Jäntsch und das Ritterkreuz des Franz-Josef- 
Ordens dem Magistratsrate Dr. Matthias Kiener und dem Polizeirate Doktor 
Anton Zötl.
	        
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