Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

40 . Landeskulturrat für Oberösterreich. 
Y olks wirtschaftliches s 
1. In Betreff der wirtschaftlichen Annäherung an Deutsch¬ 
land während der Tagung in Linz am 9. Jänner 1916 ging die Stellungnahme 
der o.-ö. Landwirtschaft dahin: 
Der o.-ö. Landeskulturrat ist zu dem Ergebnisse gelangt, daß gegen einen 
engeren wirtschaftlichen Anschluß an das Deutsche Reich vom Standpunkte 
der landwirtschaftlichen Interessen keine Einwendungen zu erheben sind, sondern 
daß derselbe vielmehr unter gewissen Voraussetzungen zu begrüßen sei. Zu 
diesen Voraussetzungen muß die Landwirtschaft in erster Linie den fortdauern¬ 
den Schutz der heimischen Produktion zählen. 
Bei Erfüllung dieser Voraussetzungen erhebt die Landwirtschaft auch 
keine Einwendung gegen eine entsprechende Berücksichtigung verbündeter und 
neutraler Staaten, wie denn überhaupt die landwirtschaftliche Bevölkerung' 
neidlos jede Förderung der Industrie als ein Mittel zur Hebung des Konsumes, 
die schließlich auch der Landwirtschaft zugute kommt, begrüßt. Es wurde 
der übrigens ganz selbstverständliche Wunsch ausgesprochen, daß noch vor 
den möglichst bald in Angriff zu nehmenden Verhandlungen über den engeren 
wirtschaftlichen Anschluß an das Deutsche Reich, der wirtschaftliche Aus¬ 
gleich mit Ungarn, und zwar auf eine möglichst lange Dauer, die mit der in 
Aussicht zu nehmenden Dauer des „Wirtschaftsbundes in einem gewissen 
Einklänge zu stehen hätte, durchgeführt werde. 
2. Beschlüsse des ständigen Ausschusses betreffend wärmste Befür¬ 
wortung der Bestrebungen der Denkschrift des k. k. Unterrichtsministeriums 
über die Reform des ländlichen Fortbildungsschulwesens. 
3. Die „Land- und volkswirtschaftlichen Mitteilungen“ (Auf¬ 
lage 25.000 Exemplare), Amtsblatt des o.-ö. Landeskulturrates, verfaßt vom 
Landeskulturrats-Sekretär, welches Fachorgan die Landwirtschaft mit den 
einschlägigen Fragen und behördlichen Verfügungen vertraut machte, erschien 
in vermehrtem Umfange, und zwar mit jährlich 400 Druckseiten, weil 
gerade die Kriegszeit reichlich Stoff zur Aufklärung und Belehrung in Bezug 
auf Hebung und Ermöglichung der Produktion, sowie auch auf die Begünstigung 
der Approvisionierung bot. 
4. Den gesteigerten Anforderungen des k. k. Ackerbauministeriums in 
Bezug auf die Bearbeitung der Erntestatistik, welcher Maßnahme mit 
Rücksicht auf die Wichtigkeit der Regelung der Versorgung der Bevölkerung' 
mit Lebensmitteln im Kriege große Bedeutung zukam, wurde vollinhaltlich 
rechtzeitig Rechnung getragen und hiefür vom genannten k. k. Ministerium 
der Dank und die Anerkennung ausgesprochen. 
5. Die Eröffnung einer Gü t erv er mittiungsstelle beim o.-ö. Landes¬ 
kulturrate, um der Güterschlächterei und dem gewerbsmäßigen Güterhandel 
en'tgegenzutreten und die besonders infolge Ursachen des Krieges nicht zu 
verhindernden Verkäufe von Bauerngütern wieder in die Hände von Käufern 
zu leiten, welche die Bauernwirtschaften als solche weiter betreiben. 
6. Zum Schutze der Kulturen die Petition um Maßnahmen gegen die 
Ueberhegung des Wildes und wegen vermehrten Abschusses 
desselben auch zugunsten des Konsums. 
Erzeugung. 
1. Gutachten an das k. k. Ackerbauministerium betreffend Maßnahmen 
zur Sicherung des Frühjahrsanbaues. 
2. Anträge an die k. k. Regierung betreffend Gewährung von An- 
bau- und Ernteurlauben an militärische Mannschaften und um
	        
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