Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

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Das Bischöfliche Ordinariat. 
Bei all dieser Fürsorge der kirchlichen Diözesanbehörde für die 
religiösen Bedürfnisse der Verteidiger unseres Vaterlandes wurden auch 
die in der Heimat Zurückgebliebenen nicht vergessen. Nicht um die 
religiösen Bedürfnisse handelte es sich da in erster Linie, für welche ja 
ohnehin durch die regelmäßige Seelsorge bestens gesorgt ist, sondern um 
eine Fürsorge in zeitlicher Hinsicht, die eben durch die Kriegsverhältnisse 
geboten erschien, — Gleich anfänglich erging ein Erlaß an die Geistlichkeit 
(3. August 1914), auf die Bevölkerung beruhigend einzuwirken, auf¬ 
regenden und beängstigenden Gerüchten entgegenzutreten und vor dem 
unsinnigen Ansammeln und Verstecken von Bargeld zu warnen. Es 
erfolgten sodann AVeisungen zu einträchtigem Zusammenwirken beim 
Hereinbringen der Ernte (Erlaß vom 3. August 1914) und wurden zu 
diesem Zwecke auch die Feldarbeiten an Sonn- und Feiertagen gestattet 
(Erlaß vom 28. Mai 1915 und 8. März 1916) — Weitere Erlässe bezogen 
sich auf das Sparen mit Brot und Mehl, das Bestellen der Felder 
(16. März 1915), den raschen Abdrusch des Getreides (20. November 1915). 
ln allen diesen Fragen, die das Volkswohl betreffen und die Aushungerungs¬ 
politik unserer Feinde zu vereiteln den Zweck haben, mußte die Geistlich¬ 
keit belehrend und vermittelnd eingreifen. Vielfach wurde von den 
k. k. Behörden darum ersucht; das Bischöfliche Ordinariat kam jederzeit 
bereitwillig entgegen und der Klerus entsprach mit ebenso großer Bereit¬ 
willigkeit den Anregungen des Bischöflichen Ordinariates. — Dieses nahm 
sich auch der infolge des Krieges vielfach arbeitslosen Künstler und 
Gewerbetreibenden an. Ein Erlaß (15. April 1916) ermunterte den 
Klerus, ihnen womöglich gerade in dieser Zeit Bestellungen und Aufträge 
zuzuwenden. 
Die k. k. S c h u 1 b e h ö r d e geriet infolge der zahlreichen Einberufungen 
von Lehrpersonen in Verlegenheit, wie sie den Schulbetrieb fortsetzen 
könne. Sofort und ungebeten richtete das Bischöfliche Ordinariat an die 
Geistlichkeit einen Appell (10-August 1915), freiwillig und ohne Anspruch 
auf Besoldung den Unterricht in einzelnen Schulklassen zu übernehmen, 
wo es notwendig sei. Mehr als 170 Priester meldeten sich bereitwilligst 
dazu und eine größere Anzahl von ihnen ist bereits im Schulunterrichte 
tätig. — Auch die Förderung des freiwilligen Schützenwesens 
wurde dem Klerus empfohlen (Erlaß vom 16. März 1915); daß dem vieler¬ 
orts mit Begeisterung entsprochen wurde, zeigt der Erfolg in unserem 
Kronlande. 
Wir kommen nun zu den Wohltätigkeitsakten, zu denen die 
Diözesanbehörde Anregung gab oder denen sie Förderung angedeihen ließ. 
Gleich nach Kriegsausbruch erging an den Klerus der Auftrag, regel¬ 
mäßige Kirchensammlungen für die verschiedenen sich ergebenden 
Kriegsfürsorgezwecke zu veranstalten (Erlaß vom 3. August 1914). Es 
wurden die Zwecke des Roten Kreuzes, der Katholischen Frauenorganisation, 
die Fürsorge für die heimkehrenden Krieger und Kriegsinvaliden empfohlen 
(Erlaß vom 16. März und 14. Mai 1915); in gleicher Weise die Sammlung 
von Metallgegenständen (Erlaß vom 16. März 1915), von Sack¬ 
tüchern für die Soldaten im Felde (14. Mai 1915), von Wolle und 
Kautschuk (14. September 1915 und 24. Mai 1916). Die Abgabe von 
Kupfergegenständen, besonders Pauken aus Kirchen, wurde empfohlen 
(16. Juli 1915) und für das notleidende p oln isehe Volk eine Sammlung 
in den Kirchen veranstaltet (19. Dezember 1915). — In Nr. 13 des „Diözesan- 
blatt“ vom 5. August 1916 ordnet der hochwürdigste Herr Bischof Doktor
	        
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