Klöster und Stifte.
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als Flüchtlinge nach Linz: P. Franz Majgier und P. Marzellus Polakovski. Beide nahmen
sich sofort der verwundeten polnischen Soldaten und der Flüchtlinge nicht bloß in Linz,
sondern in ganz Oberösterreich an. Jeden Tag, meist vor- und nachmittags, besuchten
sie die Spitäler, hörten Beicht und spendeten auch die Sterbesakramente. Fast jede Woche,
berufen von den hoch würdigen Herren Pfarrern, fuhren sie aufs Land hinaus zu den
Flüchtlingen, um sie zu pastorieren. Von Weihnachten 1914 bis 1. Juli hielt P. Polakovski
an jedem Sonn- und Feiertag Gottesdienst mit Predigt und heilige Messe für die 4000
gefangenen Eusso-Polen im Lager zu Wegscheid und hörte dort jede Woche mehrere
Stunden Beichte usw. Ungefähr achtmal war P. Majgier im Lager von Freistadt an Sonn¬
tagen, um Gottesdienst dort zu halten. Ende Juli 1915 kehrten die Patres nach Galizien
zurück. Alle diese seelsorglichen Arbeiten leisteten die Patres umsonst. Nur für den
Gottesdienst in Wegscheid und die Arbeit in St. Florian wurde Honorar gezahlt.
II. Materiell. In der Raimundstraße besitzt das Kolleg ein Haus, Klemens-Hof
genannt. Das Erdgeschoß ist zum größten Teile in einen Saal umgebaut zuVereinszwecken.
Diesen Saal stellte P. Rektor dem Roten Kreuze für Verwundete zur Verfügung. Auf
eigene Kosten ließ er alles für die Verwundeten einrichten. Am 25. November 1914 kamen
15 Verwundete dahin. Da das Kolleg kein Vermögen hat, so zahlte für jeden Soldaten
das Rote Kreuz pro Tag 2 K. Am 28. Jänner 1915 wurde das Spital, weil zu abgelegen,
aufgelassen. Seit Kriegsbeginn ist täglich Abendkriegsandacht. Der Ertrag des Klingel¬
beutels wurde nur für die Soldaten verwendet. Das Kolleg, obwohl nicht wohlhabend,
hat außerdem namhafte Beträge aus eigenem dem Roten Kreuze, dem Frauen-Hilfs-
Aus dem Reseryespital der Barmherzigen Brüder in Linz.
Gruppenbild, aufgenommen anläßlich der Dekorierung- des Herrn Hauptmannes Dragotin mit dem
Militär-Verdienstkreuz mit der Kriegsdekoration.
vereine usw. zugeführt. Ebenso beteiligte sich das Kolleg an den Woll- und Metall¬
sammlungen. Bei den vier Kriegsanleihen beteiligte sich das Kolleg gleichfalls
nach Maßgabe der pekuniären Mittel. Drei Patres zeichneten von ihrem Patrimonial-
Vermögen. Von der Kanzel und im Privatverkehre ermunterten die Patres eifrig zur
Zeichnung der Anleihen, klärten auch über die Art und Weise der Zeichnungen auf.
Ein Mitglied des Kollegs, der Laienbruder Matthias Falzberger, rückte am 2. August 1914
ein. Seit September 1914, wo er am Gefechte bei Zaleszany-Kiep in Galizien Anteil nahm,
wird er vermißt. Er dürfte tot sein. P. Rektor Alois Schönafinger erhielt für alle diese
Kriegsleistungen die Silberne Ehrenmedaille vom Roten Kreuze mit der Kriegsdekoration.
Kloster der Barmherzigen Brüder Linz (Kaiser Franz Josef-Jubiläumsspital).
Viele bei der allgemeinen Mobilisierung nach Linz eingerückte Soldaten wurden infolge
Mangel an Unterkunft im Spitale gastfreundlich aufgenommen und längere Zeit hindurch
auf Kosten des Hauses verpflegte Das Zivilspital wurde vom Militär zum großen Teile
als Rote-Kreuz-Bettenwidmung in Anspruch genommen und zum Operations-Spitale aus¬
ersehen, in das nur Schwerverwundete, auch von anderen Reservespitälern (Gymnasium
und Priesterseminar) der Operation wegen gebracht werden. In die kriegschirurgische
Tätigkeit teilten sich die Herren Aerzte: Primarius Dr. Josef Doberer, Hausarzt Dr. Sieg¬
fried Huber, Sekundararzt Dr. Rudolf Kayser. Das Operations-Spital weist einen Belegraum
von 150 Betten samt Notbetten auf. Seit Kriegsausbruch wurden im Spitale 1142 Ver¬
wundete gepflegt und 1491 Operationen an ihnen vorgenommen. Ihre Obsorge übernahmen
13 Ordensmitglieder, wovon drei auf dem Kriegsschauplätze sich befinden. Elf Ordens-