Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

Klöster und Stifte. 
A) In Linz-Urfahr. 
Kapuzinerkloster Linz. Bei der Mobilisierung im August 1914 wurde das 
Kloster bestimmt, 150 Mann vom Infanterie-Regiment Nr. 14 zu beherbergen. 
Sie wurden einquartiert in den einzelnen Zellen und auf dem Gange zur 
Kirche, blieben etwa 14 Tage im Kloster, um dann abzumarschieren. Da die 
Räumlichkeiten für Militärzwecke wenig tauglich waren, wurde nach stattgehabter Kom¬ 
mission von einer weiteren Einquartierung Abstand genommen. Im Laufe des ersten 
Kriegsjahres 1914 wurden der weltliche Mesner, Speisgeher und ein Hausdiener zum 
Militär berufen; von den Brüdern Prater Sabinus, Sergius und Maginus, die bis jetzt 
noch beim Militär dienen, erhielt Frater Sergius eine Schußwunde auf das Gesäß, Frater 
Maginus lag im Spitale in Knittelfeld an erfrorenen Füßen; beide wurden wieder geheilt 
und dienen wieder weiter. — Gleich anfangs des Krieges wurde zu Gunsten des k. u. k. 
Kriegsfürsorgeamtes ein Opferstock in der Kirche aufgestellt und das Ergebnis desselben 
von Zeit zu Zeit dem gedachten Zwecke übermittelt. Abgesehen von den kleineren 
Gaben, die nach Wien abgeführt wurden, beläuft sich der Betrag für diverse einzelne 
Kriegszwecke auf 597 K. 
An Kriegsanleihen zeichnete Kloster und Pfarre über 50.000 K. Ferner hat sich 
der Vorstand des Konventes zur Aufgabe gemacht, den im Kriege ganz besonders 
arg betroffenen Familien und alten Leuten der Kapuzinerpfarre (St. Matthias) nach 
Kräften beizuspringen. Nach den sorgfältig gemachten Aufzeichnungen wurden an Frei¬ 
tagen Almosen und Familien-Unterstützungen, die teils durch erhaltene Armengelder, 
teils vorhandener Stiftung für Arme, teils durch ein vom Kloster verwaltetes Sparkasse¬ 
buch für Arme bestanden, vom August 1914 bis Mitte November 1916 gegen 2800 K ver¬ 
ausgabt. — Ferner hat das Kloster zwei reichsitalienische Mitbrüder zu verköstigen. — 
Die Pfarr- und Klosterkirche mußte für Kriegszwecke zwei Glocken im Durchmesser 
von 139 cm (1560 hg) und 113 cm (840 kg) der Heeresverwaltung abgeben. 
Karmelitenkloster Linz. Mobilisierung: Als bei der allgemeinen Mobili¬ 
sierung die Massen der Reservisten in die Stadt strömten, viele derselben keine Unter¬ 
kunft finden konnten, stellte das Karmelitenkloster alle entbehrlichen Räume zur Ver¬ 
fügung. Es wurden zu diesem Zwecke das Juvenat (die Räume für die Studenten), 
manche Gastzimmer, Krankenzimmer, einige Zellen mit Betten belegt, und in den Monaten 
August und September wurden jeden Tag 30 bis 40 Mann beherbergt, die Nachtmahl und 
Trunk und am folgenden Tage Frühstück kostenlos erhielten, sowie viel Rauchzeug. — 
Es wurde ferner den in den Krieg Ziehenden Gelegenheit geboten, sich durch Aufnahme 
ins heilige Skapulier dem Schutze der Mutter Gottes zu empfehlen; tagelang waren 
einige Fratres von früh bis abends beschäftigt mit dem Einkleiden. Es wurden zirka 
15.000 eingekleidet und das Skapulier wurde kostenlos beigestellt; für den Konvent be¬ 
liefen sich die Kosten derselben auf zirka 3000 K. Auch wurden mindestens um 1000 K 
Rosenkränze sowie verschiedene Devotionalien und Gebetbücher verteilt. 
Spital: Als man später an den Konvent mit dem Ersuchen um Ueberlassung 
einiger Räume zu Spitalszwecken herantrat, wurde das ganze Juvenat (die Studenten 
wurden inzwischen in kleineren Räumen untergebracht), ferner alle Krankenzimmer, ein 
größerer und kleinerer Saal und das Studenten-Refektorium, im ganzen mit einem Ge¬ 
samtbelag für 105 Mann ohne Wachmannschaft und Pflegeschwestern, vollständig gratis 
zur Verfügung gestellt. Es mußte zudem erst großenteils Gasbeleuchtung eingeführt 
werden auf Kosten des Konventes. Im Spitale wurden seit Kriegsbeginn 1840 Kranke 
und Verwundete gepflegt. Die Pflege wurde von 4 bis 5 Tertiarschwestern besorgt. Ferner 
wurde das Bad den Soldaten ein Jahr lang kostenlos zur Verfügung gestellt. Kost wurde 
stets über das Vorgeschriebene hinaus verabreicht. Oftmals fanden musikalische Ver¬ 
anstaltungen durch Studenten und Kinderbesuche (besonders unter Leitung des Fräuleins
	        
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