Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

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Bil dung's an st alten und Schulen. 
Heranbildung von Priesteramtskandidaten nicht gleich jahrgangsweise unter¬ 
brochen werde. So sah sich das hochwürdigste bischöfliche Ordinariat vor die 
schwierige Frage gestellt, wo das Knabenseminar untergebracht werden könnte. 
Es handelte sich ja nicht bloß um eine Unterrichts-, sondern um eine Er¬ 
ziehungsanstalt, in der die Schlaf- und Wirtschaftsräume den weitaus größten 
Platz beanspruchen. Die Räume des bischöflichen Schlosses Gleink bei Steyr 
kamen vor allem in Betracht; aber so gerne sie der hochwürdigste Herr 
Bischof Rudolph hergab, sie waren doch zu klein für die ganze Anstalt. 
Daher wurden die ehrwürdigen Frauen Salesianer innen in Gleink durch 
Vermittlung des hochwürdigsten Herrn Generalvikars Scherndl ersucht, den 
Teil ihres Klosters, der früher einer Erziehungsanstalt gedient hatte, zur 
Verfügung zu stellen. Obwohl sich die ehrwürdigen Frauen nun selbst große 
Beschränkungen auf erlegen mußten, willfahrten sie doch der Bitte in gro߬ 
mütiger Weise. Aber als mit der Einrichtung begonnen wurde, stellte sich vor 
Mitte September 
heraus, daß auch 
so für die ganze 
Anstalt in Gleink 
nicht Platz war. 
Wäre es doch nicht 
einmal möglich ge¬ 
wesen, auch nur 
die bescheidensten 
Zimmer für Pro¬ 
fessoren und Prä¬ 
fekten in genügen¬ 
der Zahl aufzutrei¬ 
ben. Auf die Bitte 
des hochwürdig¬ 
sten Herrn Bischofs 
Rudolph erklärte 
sich der hochwür¬ 
digste Herr Abt 
Gerhard H a s l- 
roither von Schlierbach bereit, Räume dieses Zisterzienserstiftes für die 
Unterbringung der I. und II. Gymnasialklasse der Diözese zu überlassen. So 
wurden denn mit großen Kosten und vieler Mühe im Laufe des September die 
Räume in Gleink und Schlierbach umgestaltet und hergerichtet und die not¬ 
wendigste Einrichtung aus dem Gebäude in Urfahr überführt. Die Schulzimmer 
mit ihren Bänken müssen den Zöglingen zugleich als Studier- und Aufent¬ 
haltsräume tagsüber dienen, auf Uebertragung der Bücherei und Lehrmittel¬ 
sammlungen mußte verzichtet werden. So ward erreicht, was man anfangs 
September nicht für möglich gehalten hatte: Samstag, den 3. Oktober 1914, 
konnten die 368 Zöglinge — 103 in Schlierbach, 265 in Gleink einziehen 
und Sonntag, den 4. Oktober, das Schuljahr 1914/15 eröffnet werden. 
Freilich gestaltete sich die Aufrechthaltung der Hausordnung und der Unterrichts¬ 
betrieb in den provisorischen Unterkunftsräumen schwierig. Gott sei gedankt, daß die 
Anstalt bisher vor ansteckenden Krankheiten verschont blieb! Es wird auch alle Mühe 
und Sorgfalt auf Reinhaltung und Lüftung der Räume verwendet und die Schüler zu 
möglichst viel Bewegung im Freien angehalten. Leider fehlt die Badegelegenheit und 
der Turnsaal. Eigentliches Turnen kann daher nicht betrieben werden. Seit dem zweiten 
Kriegsjahre nehmen sich dafür Professoren und Präfekten der Anstalt geregelter körper¬ 
licher üebungen der Schüler, die in Jugendspielen, Geländeübungen, militärischer Jugend- 
vorbereitune; bestehen, mit schönem Erfolge an. Besonders fühlbar ist außerdem der 
Die kriegstüchtige Octava des bischöflichen Knaben seminars.
	        
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