Volltext: Vom Isonzo (von der Soca) bis in die Seisera [31]

nett. Sie haben etwas von der Festigkeit und dem Pflichtbewußt¬ 
sein der Tiroler Bauern. Von südländischer Heftigkeit verspürt man 
nicht viel, von besonderer Abneigung gegen deutsche Sprache und 
Kultur nichts. Die tärntner und (teurer Slowenen verstehen durch¬ 
weg etwas von unserer Sprache und die Krainer sehen bald ein, daß 
ihnen die Kenntnis des Deutschen nur vorteilhaft sein kann. Mit 
dankbarer Gesinnung nehmen sie die Bemühungen der Offiziere 
entgegen. Da hat das Militär eine kulturelle Aufgabe. Bis vor 
wenigen Jahren, so erzählte mir ein Slowene, gail es in feinem 
Dorfe als fortschrittlich, deutsch zu lernen, bis plötzlich dieser Fort¬ 
schritt bei Gewissen säst wie ein nationaler Betrat geoeutet wurde. 
Auf ihre politischen Ideen ausgehorcht, empfindet man eine Un¬ 
sicherheit und Uneinigkeit, die bei der kleinen Nationalität nicht er¬ 
wartet wird. — Innigster Anschluß an das Reich und seine großen 
Ziele unter Ausschluß Der tmberfprechenden persönlichen Interessen 
wird auch politisch die Slowenen stärken. Wien muß auch ihre, aller 
Völker Oesterreichs Hauptstadt werden! 
Bacon wollte den Charakter des Menschen am besten erkennen: 
in der Vertraulichkeit, in welcher jeder Zwang fällt, in der Leiden¬ 
schaft, die über Grundsätze hebt, und in einem Falle oder einer 
Versuchung, in welcher der Betroffene von feiner Gewohnheit im 
Stiche gelassen wird. In alle drei Möglichkeiten hat der Weltkrieg 
un|ere slowenische Nationalität gebracht und ihr Volk als solches 
hat sie, allen Verlockungen und Verlästerungen wie zum Trotze, 
glänzend bestanden. 
Wir Deutschöfterreicher werden dem slowenischen Volke, wie 
allen unseren Südslawen, aus nationalen und politischen Gründen 
schwer ganz gerecht. Das haben die Schwierigkeiten in den sprach¬ 
lichen Grenzgebieten und die Haltung der Sudslawen im Balkan¬ 
krieg nicht beifer gemacht. Ob nicht unsere Südslawen als Vermitt¬ 
ler unserer kulturellen unb wirtschaftlichen Politik am Balkan be¬ 
rufen wären? Wir Deutsche bemühen uns wohl auch noch zu we¬ 
nig, unsere überragenbe Kultur ben anberen, erwachenben Natio¬ 
nen unb Nationalitäten in angenehmer unb anpaffenber Art anzu- 
biebem, wir glauben noch immer zu wenig an bie eigene Kraft, 
bie österreichische Qnbivibualität harmonisch ausbilben zu können, 
obgleich entgegen ben Anschauungen unb Reben ber vielen un¬ 
wissenden Außenseiter wir in der Entwicklung des ausgleichenden 
Defterreichertums, wie ja gerade ber Krieg beweist, schon soweit 
fortgeschritten ftttb, daß z. B. ein R. v. Kralik den vielsprachigen 
Donaustaat gerabezu als Vorbilb für ben nahenben Weltbunb hin¬ 
stellen bürste. 
Mit einer neuen Kompagnie hatten wir alsbald 
zum Bataillon zu stoßen. Der Truppentransport ging 
anstandslos vonstatten. 3n einem alten 3.-Klasse- 
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