Volltext: Vom Isonzo (von der Soca) bis in die Seisera [31]

Unser Brigadier 
T Sönnet 1916. 
Die volkstümlichste Erscheinung in unseren Stellun¬ 
gen ist bislang fraglos unser letzter Brigadier, General- 
mojor von Henneberg, gewesen. Den deutlichsten Be¬ 
weis haben wir erst heute wieder erfahren. Unser Ba¬ 
taillon ist zur Retablierung hierhergekommen und hat 
die alles überragende, großmächtige Kaiser Franz Jo¬ 
sefs-Kaserne bezogen, welche die Italiener sich schon so 
oft zum Zielpunkt ihrer Batterien ausersehen, aber noch 
nie getroffen haben. Der ..gestrenge" Herr Oberstleutnant 
geht inspizieren. Da und dort ist etwas auszusetzen. Mir 
hoben ja zum Großteil überhaupt nie im Frieden ge¬ 
dient und also auch nicht dos Kasernenleben kennen ge¬ 
lernt. Die meisten wollen hierzu weniger Lust und Ver¬ 
anlagung haben. „3m Felde, da ist der Mann noch was 
wert. . .!" Türe für Türe öffnet der diensthabende 
Offiziersaspirant und kommandiert: «Hobt acht!" 
Schließlich gelangt man zum Professionistenzimmer. 
Mieder gellt das ..Hobt acht!" an die vier weißen, koh¬ 
len Monde, und ein 3öger, der einzige 3nwohner, springt 
überrascht von seiner Bank aus. „Marum melden Sie 
sich nicht?” forscht der Inspizierende den Verlassenen 
aus. Melden? Er sich melden?! Das geht dem Armen 
nicht recht in den Kopf. Schließlich rafft er sich doch auf, 
schaut dem Herrn Oberstleutnant auf die Distinktion 
und schüchtern kommt es heraus: ..Herr Generalmajor, 
ich mälde gehorsamst, ich bin ja nur der Schuster!" Der 
diensthabende Osfiziersafpirant beißt sich auf die Lip¬ 
pen und der Herr Oberstleutnant schaut den armseligen 
Schuhmacher verwundert an. Der psychologische Fall 
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