Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Masse bemerkbar. Im Jahre 1861 war der ganze Gletscher bereits 
im vollen Rückzug; er war um 10 bis 12 m eingesunken und um 
3 bis 4 m in der Länge zurückgewichen. Aus sorgfältigen Markierungen 
und Messungen ergab sich weiter, dass das Einsinken von 1856 bis 
30. August 1871 30 m, bis 9. Oktober 1882 59,4 m, bis 29. Sep 
tember 1883 61,3 m betrug, dass ferner bis 13. September 1884 eine 
weitere Erniedrigung um 2 bis 2,5 m und bis Herbst 4886 abermals 
um einen ähnlichen Betrag stattgefunden hat. 
Gegenüber diesem bedeutenden Einsinken war der eigentliche 
Rückzug weniger gross, indem derselbe von 1856 bis 1883 nur 3,8 m 
im Jahre, also im ganzen 98 m, betrug. Seit 1883 nimmt derselbe 
ein rascheres Tempo an, indem der Eissee, welcher sich seither wohl 
durch Verstopfung der unterirdischen Ablaufskanäle alljährlich bildet, 
den Gletscher sehr stark angreift, so zwar, dass sich dieser von 1883 
bis 1884 um 6 m verkürzte. 
In der mittleren Partie des Gletschers verminderte sich die 
Mächtigkeit des Eises um 40 bis 45 m, und es trat im Steilabfall 
zwischen der mittleren und unteren Stufe ein Felsvorsprung von 80 m 
Länge und 35 m Breite zu Tage, so dass bedeutende und baldige 
Nachschübe aus der Firnregion nötig wären, um ein gänzliches Ab- 
reissen des Gletschers in den nächsten Jahren zu verhindern. 
Auch die Höhe des- Standes im Firnfeld hat sich erniedrigt, wie 
aus dem Zutagetreten eines Felsrückens, des sogenannten Oberen 
Eissteines, folgt. Zwar glaubte Simony seit 1882 wieder eine ge 
ringe Zunahme der Firnhöhe zu bemerken, doch war der Sommer 1886 
der Erhaltung der Firne abermals äusserst ungünstig. 
Aus dem Zustande der Moränen und anderen Verhältnissen, 
welche sich in einem kurzen Auszuge schwer klar machen lassen, 
schliesst Simony, dass, die Vorrückung des Gletschers über seine letzte 
Stufe in den erwähnten Trichter hinab erst vor etwa 250 Jahren 
stattgefunden habe, wodurch die Entstehung der auch hier auf 
tretenden Sage von der vergletscherten Alpe erklärt wäre. Wenn der 
jetzige Zustand noch einige Zeit fortdauert, wird der Trichter that- 
sächlich wieder eisfrei sein. 
Der Gosauergletscher, nach Simony „über 200 ha“, nach 
meiner Messung 210 ha gross, liegt ebenfalls in einer Mulde, die nach 
West, Süd und Ost von noch höheren, durchwegs über 2900 m auf 
steigenden Zinnen und Zacken umstanden ist und sich nordwestlich 
öffnet. Die Eiszunge breitet sich auf einer geräumigen, 15° geneigten 
Fläche aus. Infolgedessen machten sich die Schwankungen nicht, wie 
beim Ende des Karlseisfeldes, vorwiegend als Aenderungen der Eis 
dicke, sondern als Verlängerung und Verkürzung bemerkbar. Auch 
begann der Rückgang etwa 7 bis 8 Jahre früher. Er betrug bis 
19. September 1884 620 m in der Länge, also 17,7 m im Jahr. Auf 
die letzten 7 Jahre kommen aber hiervon nur ca. 50 m. Das Ende 
lag einst bei 1920 m, jetzt liegt es bei 2110 m. Der Firnstand hat 
sich in den oberen Regionen sehr vermindert. Vor 20 Jahren war 
noch die ganze Ostflanke des Thorsteins vom Firn eingehüllt, während 
jetzt nur mehr einige Streifen übrig geblieben sind. Geyer, Zsch. AV,
	        
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