Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Watzmanngletscher und Ewiger Schnee. 
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Im Jahre 1875 versuchte ich durch Einschlagen von Holzpflöcken 
und Anbringung schwarzer Farbmarken an den Schlucht wänden An 
haltspunkte für Beobachtung der Bewegung und der Dicke des Glet 
schers zu gewinnen. Im nächsten Jahre waren aber die Pflöcke durch 
Lawinen weggefegt und der Schneestand war Ende Juli noch so hoch, 
dass von den Marken keine Spur zu finden war. Gegenwärtig hat 
sich der untere Eisrand zurückgezogen, nach Penck (s. u.) um etwa 
100 m. Ob die weiter abwärts befindlichen wallartigen Abdämmungen 
des Thaies wirklich und ausschliesslich alte Endmoränen sind, oder ob 
nicht Bergstürze einen wesentlichen Anteil an ihnen haben, scheint 
mir keineswegs ausgemacht. 
Dass die Eisansammlung einzig und allein der schattigen Lage 
ihre Existenz verdankt, geht aus den angegebenen Daten ohne weiteres 
hervor. Vgl. Richter, Der Blaueisgletscher, Ausland 1882, Nr. 1, S. 13. 
Penck, Das Land Berchtesgaden, Zsch. AV. 1885, S. 262. 
Der Watzmanngletscher. An der Ostseite des Grossen Watz- 
mann, zwischen diesem und dem Kleinen Watzmann, dehnt sich ein 
Firnfeld von 36 ha aus, welches sich mit einem Neigungswinkel von K)° 
in nordnordöstlicher Richtung absenkt. Seine Breite beträgt im Mittel 
500 m, seine Länge war im Jahre 1884 900 m. Sein südlicher höchster 
Rand liegt beiläufig 2200 m hoch und wird hier nur von einigen 
unbedeutenden Zacken (den Watzmannskindern) überragt, so dass 
eine Beschattung von dieser Seite nicht vorhanden ist. Hingegen ist 
es von Osten her durch den Kleinen Watzmann 2304 m und dessen 
südliche Fortsetzungen gegen die Morgensonne, noch viel mehr aber 
durch die mächtige, durchschnittlich 500 m höhere Wand des Grossen 
Watzmann (2714 m) gegen den Sonnenschein des Nachmittags das ganze 
Jahr hindurch vollkommen geschützt. Sein tiefster Punkt liegt jetzt 
etwas über 1900 m. Ueber die Verkleinerung liegen keine Messungen 
vor, doch ist dieselbe unzweifelhaft. 
Man könnte bei der im Vergleich mit dem Blaueis ungeschützten 
Lage auf den Gedanken kommen, ob man es hier nicht mit einem 
echten Gletscher zu thun habe. Doch verbietet der Vergleich mit der 
benachbarten „Uebergossenen Alpe“, deren Firnfeld bei vollkommen 
freier Lage schon bei 2500 m zu Ende geht, die Annahme, es könnte 
hier die Schneelinie schon in der Höhe von 2000 oder 2100 m ver 
laufen. Es muss also offenbar der Neigungswinkel von 19°, welcher 
allerdings zur Zeit der Wintersonnenwende allein schon hinreicht, 
jeden Sonnenstrahl auszuschliessen, ferner die starke Lawinenzufuhr, 
besonders vom Grossen Watzmann, und die seitliche Beschattung ge 
nügen, die Schneeansammlung zu erhalten. Im Spätsommer tritt auch 
hier w 7 eit hinauf das blanke Eis zu Tage, und Spalten werden vom 
Thale aus sichtbar. Im Jahre 1887 war der Gletscher sehr vermindert 
und ganz schneelos, ein grauer Eiskuchen. Messung und Höhenzahlen 
nach Waltenbergers Originalaufnahme wie oben. 
Die Eiskapelle bei St. Bartholomä am Königssee und die Firn 
ansammlung in der Scharitzkehl am Fusse des Hohen Geröll fallen 
nicht in unsere Betrachtung (vgl. Penck 1. c., S. 263). 
Die Uebergossene Alpe (auch Ewiger Schnee oder nach 
Richter, Die Gletscher der Ostalpen. 5
	        
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