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Blaueis, Tasmangletscher.
und Suldengletscher. Das Verhältnis wird bei den meisten noch ge
steigert durch Nordlage und die dadurch herbeigeführte Selbstbeschat
tung des Firnfeldes. Es nimmt dann so aussergewöhnliche Masse an,
wie beim Gaisberg- oder Krimmlergletscher, bei welchen die Teilungs-
linien um 236 und 136 m tiefer liegen, als dem Gruppenmittel entspricht,
Fig. 5.
d. h. auch mindestens um denselben Betrag tiefer, als die Schneegrenze
in derselben Gruppe verläuft, so dass diese ihn in zwei nahezu gleiche
Teile zerlegt. Man wird daher notgedrungen annehmen müssen, dass
die Abschmelzungsgrenze höher liegt, als berechnet wurde, und dass
nur die Zunge eine ungewöhnliche, durch orographische Begünstigung
hervorgerufene Ausdehnung besitzt. In besonders extremen Fällen kann
sich offenbar das Verhältnis so weit verschieben, dass, wie beim Blaueis,
das Firnfeld schliesslich auf ein Minimum zusammenschwindet und der
ganze Gletscher nur aus einer Eiszunge zu bestehen scheint. Kann
nun das dem vollen Wortsinne nach nie eintreten,. da eben an Stelle
des regelmässigen Firnfeldes die Felswände zu rechnen sind, deren
Lawinenschnee die Zunge ernährt, so ist doch nicht zu zweifeln,
dass die Abschmelzung auf einer solchen beschatteten Eiszunge sehr
gering ist und das aus den Lawinenkegeln sich bildende und langsam
abfliessende Eis eine relativ viel längere Dauer haben dürfte, als das
irgend eines anderen Gletschers. Ob es davon herkommt, dass z. B.
das Eis des Blaueisgletschers so aussergewöhnlich glasig und spröde
ist, will ich nicht entscheiden.
Eine ähnliche Verkümmerung des Firnfeldes zu gunsten der Eis
zunge oder vielmehr eine übertrieben grosse Entwickelung der letzteren
zeigt nach einer neuen Veröffentlichung der Tasmangletscher in
Neuseeland. Wenn nämlich die Karte (Petermanns Mitteil., Ergzh. 75)
richtig gezeichnet und die Höhe der Schneegrenze mit 2200 m zutreffend
angegeben ist, so liegen von den 137,1 km 2 der Gletscheroberfläche x )
105,6km 2 unterhalb der Schneegrenze und nur 31,4km 2 über der-
0 So viel ergibt meine planimetrische Messung' auf Lendenfelds Karte gegen
160 km 2 , welcher dieser auf S. 42 ansetzt.