Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Beispiele grosser Verschiedenheiten. 
zu versuchen, bei denen diese Störung wegfällt. Zuvor handelt es sich 
aber darum, das richtige Verhältnis zwischen den einzelnen Gletscher 
teilen zu ermitteln. 
Ueber das Grössenverhältnis von Sammel- und Schmelzgebiet 
oder Firnfeld und Zunge haben sich in neuerer Zeit besonders Heim 
(Gletscherkunde, S. 263) und Pfaff (Die Gletscher der Alpen, Heidel 
berg 1886, S. 22) ausgesprochen. Beide geben eine Reihe von Bei 
spielen, aus denen hervorgehen soll, dass dieses Verhältnis zwischen 
ziemlich weiten Grenzen schwanke. Nach Pfaff ist das Firnfeld des 
Gornergletschers 7,4mal grösser als die Zunge, das des 
Aletsch .... 
. 4,5 mal 
Rhonegletscher 
. . 3,67 mal 
Mer de Glace . . 
. 2,6 „ 
Mittelberg . . 
• • 4,4 , 
Unteraar . . . 
3 „ 
Gurgier . 
• • 2,9 , 
Vieschergletscher . 
. 5 „ 
Tschingel . 
• • 6,17 „ 
Pasterze .... 
3,44 „ 
Marzell . 
• • 4,1 „ 
Corbassiere . . . 
7,1 „ 
Miage . . 
• • 1,5 „ 
Mort erat sch 
■ 1,62 ;; 
u. s. w. 
Hierbei bleibt zweifelhaft, ob Pfaff nur an das Verhältnis zwischen 
dem beckenartigen und dem zungenartigen Teil des Gletschers gedacht 
hat oder ob damit zugleich auch das Verhältnis zwischen Sammelgebiet 
und Schmelzgebiet gemeint ist. Denn diese Begriffe sind keineswegs 
ohne weiteres gleichbedeutend. Handelt es sich nur um das erstere, 
so kann ich noch stärkere Abweichungen als die angeführten bei- 
bringen. So steht die Zunge des Obersulzbachgletschers, deren Beginn 
sehr deutlich gekennzeichnet ist, zu dem Firnfeld im Verhältnis wie 1: 8,2. 
Hier ist die Isohypse von 2400 m die Grenze zwischen Firnfeld und Zunge. 
Beim Mittelberggletscher ist das Verhältnis der ebenfalls sehr deutlich 
abgesetzten Zunge zum Firnfeld wie 1 : 8,5; die Grenze fällt aber hier 
mit der Linie von 2800 m zusammen. Beim Niederjochferner ist das 
Verhältnis 1 :3,1, die Grenze liegt bei 2900 m; bei dem benachbarten 
Schalfgletscher 1 :4,7, Grenze bei 2800 m; beim Taschach 1: 5,8, Grenze 
bei 2600 m; Gepatsch 1 : 2,87, Grenze bei 2900 m. Ferner: Unter 
sulzbachgletscher 1 : 5,5, Grenze bei 2500 m; Krimmlergletscher 1 : 2,8, 
Grenze bei 2500 m; Mullwitzgletscher 1:3,8, Grenze bei 2700 m; 
Oedenwinkelgletscher 1:1,44, Grenze bei 2600 m; beim Kleinelend 
gletscher 1 : 10,2, Grenze bei 2300 m. Ausser diesen beliebig heraus 
gegriffenen Beispielen bietet das vorliegende Buch für alle Thal 
gletscher meines Forschungsgebietes die entsprechenden Zahlen. Die 
angeführten werden aber genügen, das Bild zu vervollständigen, beson 
ders nach der Richtung hin, dass sie die ausserordentlichen Unterschiede 
in der Höhe des Zungenansatzes mitteilen. Wenn man Pfaffs Tabelle 
in der gleichen Weise ergänzen würde, so erhielte man die gleichen 
oder noch grössere Differenzen der Höhenlage des Zungenbeginnes. 
Es ist einleuchtend, dass hier irgend ein Fehler stecken muss. 
Es kann nicht bei einem primären Gletscher das Sammelgebiet ver- 
hältnismässig siebenmal so gross sein, als bei einem anderen (dies 
ist die stärkste der vorkommenden Differenzen, nämlich Oedenwinkel 
gletscher und Kleinelend), noch dazu bei Gletschern benachbarter Gruppen
	        
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