Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Geschichte der Gletscherschwankungen. 
295 
Von mehreren Gletschern liegen Nachrichten vor, welche auf ein 
früheres Eintreten des Maximums, als hei den meisten anderen, und 
infolgedessen auch auf einen früheren Beginn des Rückganges hin 
deuten. Bei einigen scheint sich das letzte Maximum in zwei Maxima 
zu teilen, wovon das eine in die Mitte des fünften, das andere an den 
Beginn des sechsten Jahrzehnts zu setzen wäre. Man weiss zwar, wie 
wenig Wert gerade auf unserem Gebiete die von Sennern oder Füh^ 
rern erfragten Auskünfte haben, doch lauten auch einige besser be 
glaubigte Beobachtungen ebenso. So berichtet Simony, dass der Rück 
gang am Zungenende des Karlseisfeldes zwar erst 1856 begonnen, im 
Firnfeld sich jedoch schon 1842 Anzeichen des Einsinkens gezeigt 
hätten. 
Am Suldengletscher trat das erste Maximum 1846, ein zweites 
zehn Jahre später ein, zwischen denen eine sicher beglaubigte Zeit des 
Verfalles der vorgeschobenen Eiszunge liegt, wie aus der Schilderung 
Simonys von 1855 hervorgeht (siehe S. 96). 
Der Mandrongletscher hätte nach den Berichten der — allerdings 
ganz besonders unglaubwürdigen — Thalbewohner seinen höchsten Stand 
bereits 1825 erreicht und befinde sich seither im Rückgang. Da dieser 
aber anfangs der sechziger Jahre noch sehr unbedeutend war (siehe 
oben), so haben in der Zwischenzeit ohne Zweifel ein oder mehrere Vor- 
stösse stattgefunden, und wir dürfen aus jener Nachricht wohl kaum 
mehr entnehmen, als dass der Rückgang zwischen dem ersten und dem 
späteren Maximum nicht so beträchtlich und auffallend gewesen ist, 
als der gegenwärtige (siehe S. 120). 
Der Hintereisgletscher hatte nach Götsch und Sonklar einen Hoch 
stand um 1816/18, einen zweiten 1847 und nach unbedeutendem Rück 
gang einen abermaligen 1853/55 (siehe S. 142). 
Der Vorstoss des Langtauferer Gletschers, welcher 1816 begann, 
soll erst 1831 aufgehört haben, schon 1840 jedoch die neue Vorrückung 
eingetreten sein. Der Rückgang hatte aber 1856 noch nicht begonnen. 
Der Alpeinerferner hätte, den „Nachrichten alter Thalbewohner“ 
zufolge, sein Maximum zwischen 1825 und 1835 erreicht, so dass die 
bei anderen Gletschern getrennten Hochstände in einen zusammen 
geflossen wären (siehe S. 190). 
Auch beim Obersulzbachgletscher scheint der Rückgang zwischen 
den beiden Maximen unbedeutend gewesen zu sein (S. 212), und ebenso 
beim Habachgletscher (siehe S. 216). 
Beim Vernagt hat sich ergeben, dass der Gletscherstand am 
Beginn der grossen Periode von 1843/48 wahrscheinlich schon höher 
war als der gegenwärtige. 
Aus diesen Angaben, denen, soviel ich sehe, widerstreitende 
Daten nicht entgegenstehen, wird man also wohl den allgemeinen Satz 
ableiten dürfen, dass der Rückgang zwischen den beiden Hochständen 
unseres Jahrhunderts viel unbedeutender war, als der gegenwärtige. 
Der Grund ist, wie sich von selbst versteht* der, dass die neue Vor- 
stossperiode kaum 20 Jahre später eintrat, nachdem das erste Maximum 
war erreicht worden, also zu einer Zeit, wo die Zerstörung der Massen 
noch nicht weit gediehen war. Die zukünftige Vorstossperiode lässt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.