Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Zusammenfassung. 
abermalige Durchsicht des Quellenmaterials gerade für die schon so 
viel besprochenen Sulden- und Yernagtferner einige unerwartete Er 
gänzungen geliefert; im übrigen kann ich eigentlich nur feststellen, 
dass alle Ostalpengletscher von der jetzigen Rückzugsperiode ergriffen 
worden sind und dass bis jetzt kein einziger wieder vorzugehen 
angefangen hat. Nur am Madatsch- und Suldengletscher beobachtete 
Finsterwalder die Vorläufer einer Vorrückungsperiode. 
Da der Rückgang in der Gegenwart eine allgemeine Erscheinung 
ist, so habe ich nicht jede einzelne in der Litteratur sich vorfindende 
Erwähnung desselben wieder aufgenommen; was sich an wirklichen 
Messungen oder Schätzungen oder an Nachrichten über den Beginn 
auftreiben liess, ist' in den einzelnen Abschnitten erwähnt. Es geht 
aber nur wenig über das hinaus, was Professor Forel, zum Teil nach 
Notizen des Verfassers, im Laufe der letzten Jahre bereits in seinen 
Berichten im Jb. S.A.C. veröffentlicht hat. (Variations periodiques 
d. glac. d. Alpes.) 
Hingegen kann ich einiges mitteilen über die relative Grösse der 
beiden Vorstossperioden unseres Jahrhunderts. Ob nicht vielleicht Spuren 
älterer solcher Perioden in der Nähe unserer jetzigen Gletscher sich 
noch auffinden Hessen, darüber müsste eine eigene Forschung in der 
Natur angestellt werden, der ich mich nicht unterzogen habe. Recht 
auffallend sind sie, wenn überhaupt vorhanden, keinesfalls. Ich spreche 
hier natürlich nicht von der Eiszeit, sondern von Wachstumsperioden 
in geschichtlichen Zeiträumen welche über das Mass der letzten Vor- 
stösse nur wenig hinausgegangen wären. 
Der Vorstoss, welcher um 1820 stattgefunden hat, scheint dem 
letzten von 1850 ungefähr gleich gewesen zu sein. Denn es finden sich 
ebensowohl Stellen, wo die Moränen von 1820 durch die von 1850 
nicht erreicht wurden, als solche, wo das Umgekehrte der Fall war, 
nämlich die Moränen von 1820 von den späteren überflutet oder über 
schoben worden sind. In den ersteren, allerdings weit selteneren Fällen 
sind die Unterschiede unbedeutend, die Moränen des letzten Vorstosses 
liegen knapp hinter den älteren durch gefestigte Vegetation gekenn 
zeichneten. 
Ich habe bei folgenden Gletschern solche ältere Moränen ausser 
halb der jüngeren gefunden: Madatsch- , Sulzenau-, Grünau- , Horn-, 
Waxeck-, Schwarzenstein-, Schlaten- und Frossnitzgletscher. Diese 
Liste macht keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei dem Sulden- 
ferner war der Vorstoss von 1817/18 weitaus grösser als der spätere 
und dürfte überhaupt der grösste seit historischer Zeit gewesen sein, 
da zwischen den ersten Häusern von Sulden und der Moräne von da 
mals keine alte Moräne mehr sichtbar ist. Erst bei den weiter aus 
wärts stehenden Häusern in der Nähe der Kirche scheinen alte Mo 
ränen zu liegen, welche aber jedenfalls aus der Zeit vor der Gründung 
der Ortschaft stammen. 
Umgekehrt deutet am Obersulzbachgletscher und der Pasterze 
das Dasein einiger mächtigen Zirben unmittelbar an der neuesten Moräne 
darauf hin, dass der letzte Vorstoss seit Jahrhunderten der grösste war 
(vgl. S. 212 und 238).
	        
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