Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Brentagruppe. 
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In ähnlicher Weise den Sonnenstrahlen ausgesetzt ist die kleine, 
gerade nach Süden schauende Yedretta d’Ambies mit 12,6 ha Fläche 
und einer Höhenlage zwischen 2800 und 2600 m. Der Neigungswinkel 
beträgt 24°. 
Ob das Schneefeld an der Nordseite der Bocca di Brenta (2553 m) 
mit 9,3 ha als wirklicher Gletscher bezeichnet werden kann, scheint 
zweifelhaft. Doch fehlt jede Nachricht, dass es jemals verschwunden 
gewesen wäre. Es liegt im Schatten des Zuges, der von der Tosa zum 
Monte Daino zieht. Hier beobachtete ich im September 1884 eigen 
tümliche Auswitterungserscheinungen im Schnee nach lange dauerndem 
schönen Wetter, welche mich an den aus den Anden bekannten „Büsser- 
schnee“ erinnerten. Doch waren hier die Karrenrinnen im Schnee nur 
etwa 1 /3 m tief. 
In dem nördlichen Teile der Gruppe ist die Vergletscherung auf 
die Nord- und Westseite beschränkt, obwohl die Gipfelhöhe nicht wesent 
lich geringer ist als in dem südlichen; wohl deshalb, weil hier das 
Val delle Seghe und seine zur Boccä di Brenta hinaufführende Fort 
setzung so tief einschneiden, dass kein Raum für Firnmulden bleibt. 
Der erste Gletscher nördlich von der Bocca in reiner Westlage 
ist die Vedretta dei Fulmini (29,4 ha), in der alten O.A. übersehen, 
was zuerst von Sandtner (Mitt. AV. 1882 , S. 91) festgestellt worden 
ist. Der Hauptteil des Gletschers liegt zwischen 2600 und 2700 m; 
die Beschattung durch die Brenta alta (oder wohl besser Cima dei Ridi 
alti, da der Name schon vergeben ist; vgl. ComptonS. 202) ist bedeutend. 
Die Neigung ist, wie hier überall, in der mittleren Gletscherpartie ge 
ring, etwa 12°. 
Es folgt ein steiler und schmaler Firnstreifen, welcher die so 
genannte Bocca dei Massodi, eine 2845 m hohe Scharte in dem Kamm 
stück zwischen Cima Brenta und Cima Molveno, ausfüllt, 9 ha gross. 
Hierauf der Gipfelfirn der Cima Brenta mit 21 ha. Eine kleine, 
aber sehr niedliche Ansicht bringt Compton (Zsch. AV. 1884, S. 209). 
Aehnlich wie bei der Tosa liegt der grösste Teil der Fläche über 3000 m. 
Direkt vom Gipfel zieht sich ein steiler (35°) und schmaler Schlucht 
gletscher, auf Comptons Karte als südliche Vedretta di Vallesinella be 
zeichnet, nach Nordwest, 18 ha gross. Er endigt tief, etwa bei 2400 m, 
doch liegt er ganz im Schatten. 
Der nächstfolgende Gletscher gehört wieder der Gattung der wei 
teren und etwas flacheren Eismulden an; in der Mitte beträgt die 
Neigung nur etwa 16°, der Anfang ist steiler; das Ende liegt bei 
2300 m; Beschattung und Zufuhr durch Lawinen und Eisabbrüche 
vom Gipfelfirn der Cima di Brenta sind bedeutend. Der Gletscher 
führt auf Comptons Kärtchen und danach (wenigstens indirekt durch 
Vermittelung der Führer Nicolussi von Molveno) auch in der neuen 
O.A. abermals den Namen Vedretta di Cima Brenta, einer jener Fälle 
von Namenarmut, welche in dieser Gruppe so häufig sind und zu so 
viel Zweifeln Anlass gegeben haben. F. = 45 ha. 
Ebenso wiederholt sich der Name Vedretta di Vallesinella für 
den nächsten Gletscher, den Compton als nördlichen vom früheren süd 
lichen unterscheidet. Dieser Gletscher gehört mit 54 ha zu den grössten
	        
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