Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Südliche Kalkalpen. 
Wenn wir im Süden beginnen, so treffen wir zuerst jene drei 
Gletscher, welche man auf Siegls Panorama des Sabbione als nächsten 
Aussichtsgegenstand vor sich hat. Der erste ist sowohl auf Comptons 
Karte und der Sp.K. als auf dem genannten Panorama namenlos. 
Nach dem beherrschenden Gipfel wird er wohl als Vedretta Pogajola 
zu bezeichnen sein, Flächenraum 21 ha, Ende etwas oberhalb 2500 m, 
Hauptgebiet zwischen 2600 und 2700 m, Neigung etwa 18°, Richtung: 
Westnordwest; die Ueberhöhung durch Wände ist nicht bedeutend. 
Der nächste Gletscher, ganz ähnlich gelegen, mit 13° Neigung 
und 39,6 ha Flächeninhalt heisst bei Compton Vedretta d’Agola, in der 
neuen O.A. Vedretta Pratofiorito. Er endigt wenig unter 2600 m, 
obwohl auch seine oberen Partien nicht viel über 2700 m hinausgehen 
und 2800 m kaum erreichen. Die Umrahmung ist nicht hoch. 
Der dritte Gletscher dieser Reihe, welcher bei Compton Vedretta 
Pratofiorito und in der O.A. Vedretta d’Agola heisst, misst 43,8 ha. 
Sein Hauptraum liegt höher als bei den vorigen, zwischen 2700 und 
2800 m, was auch aus dem Panorama zu erkennen ist; daran schliesst 
sich eine bis 2500 m hinabreichende Zunge. Der Neigungswinkel des 
Firnfeldes ist noch geringer und beträgt wenig mehr als 10°. 
Es folgt die Vedretta dei Camozzi. Sie entspringt als steiler 
Schluchtgletscher an der Bocca d’Ambies mit 25° Neigung, verbreitert 
sich aber nach abwärts und füllt mit stets abnehmender Steilheit ein 
tief eingeschnittenes Felsthal, welches gerade unterhalb der Stelle des 
grossen Bergsturzes von 1882 in das Thal der Brenta alta mündet. 
Das Ende liegt bei 2300 m. Der ganze, nach Nord gewendete Glet 
scher steht aber unter der wirksamsten Beschattung der ungeheuren 
Wände der Tosa, des Crozzon und der linksseitigen, gegen 2900 m 
hohen Felsmauern (vgl. Schulz, Zsch. 1885, S. 393). Sein Flächenraum 
beträgt 45,6 ha. 
Der Gipfelfirn der Cima Tosa ist infolge der massigen Gestalt 
dieses Gipfels recht umfangreich und misst 31,2 ha. Er liegt fast ganz 
oberhalb der Höhenlinie von 3000 m (siehe das kleine Bildchen von 
Compton, Zsch. 1884, S. 199). 
Zwischen Tosa und Crozzon zieht sich in einer bis zu 45° geneigten 
Schlucht von kaum 100 m Breite die zerklüftete Masse der Vedretta 
di Crozzon hinab, ein Schluchtgletscher von unerreichter Wildheit. 
Sein unteres Ende wurde zum Teil vom Bergsturz von 1882 verschüttet, 
hat sich aber bereits wieder erneuert. F. — 12,6 ha. 
Der Untere Tosagletscher bedeckt die obersten Stufen der 
riesigen Karrengrube der Pozza Tramontana (siehe die allerdings recht 
unvollkommene Abbildung Zsch. AV. 1875, II, S. 102; weit besser ist 
eine Photographie von Unterweger in Trient; Ansicht auch bei Tukett, 
Umrisszeichnungen, II. Abtlg.). Der Gletscher ist wenig geneigt, 
15 bis 18°, und, da er gegen Südost schaut, der vollen Besonnung 
ausgesetzt. Trotzdem liegt seine Hauptmasse zwischen 2600 und 
2700 m, und nur sein oberster Lappen reicht bis 2800 m hinauf. Aller 
dings erhält er viele Lawinen, aber diese allein würden kaum aus 
reichen, ihn zu ernähren. Beträgt ja seine Fläche 54 ha. Somit eine 
sehr merkwürdige Erscheinung.
	        
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