Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

G oldberggr upp e. 
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erhält, eine Zunge bis auf 2300 m in das Krumelthal hinabsendet. 
Ein dritter Lappen von 39 ha zieht sich in das Thal des Ritterkahres. 
Alle diese Gletscher erscheinen, von Norden gesehen, als ein zusammen 
hängendes Schneedach des Tauernhauptkammes. 
3000 -ö 
Z800 
Z600 
ikoo 
Weissenbachgletscher. 
Fig. 36. 
2900 
- 2700 
1500 
1300 
Am Hochnarr biegt dieser aus der Ost- in die Südrichtung um. 
Hier liegt der ausgedehnte Gipfelfirn des Hochnarr, 162 ha, ein mäch 
tiger Eismantel, welcher dem genannten Gipfel ein sehr majestätisches 
Aussehen gibt. Einzelne Lappen ziehen bis auf 2400 m hinab. Der 
Vergleich einiger Photographien aus dem Jahre 1885 mit der O.A. 
zeigt mancherlei Veränderungen in deren Gestalt, die Vergrösserung 
der aus dem Felsen heraussehenden Felsrücken und Stufen und der 
gleichen; Erscheinungen, wie man sie jetzt überall vorfindet. Ueber- 
haupt ist zu bemerken, dass in der Goldberggruppe die O.A. viele 
nicht perennierende Schneefelder eingezeichnet hat, was zu Täuschungen 
führen muss, da anderswo nur wirkliche Gletscher eingezeichnet sind, 
wie ich mich durch aufmerksamen Vergleich in vielen Teilen unserer 
Alpen überzeugt habe : ). 
Zufälligerweise ist mir auch der Grund bekannt. Als Anfang 
August 1871 diese Gegenden mappiert wurden, war das Gebirge noch 
mit grossen Massen alten Schnees bedeckt, der durch wiederholte neuer 
liche Schneefälle immer wieder ersetzt wurde, so dass selbst Ende August 
die Gletscher noch ganz leicht zu begehen waren und blankes Eis fast 
nirgends zum Vorschein kam. Der die Goldberggruppe mappierende 
Offizier, von dessen mühevoller Thätigkeit ich damals mehrere Tage 
Augenzeuge sein durfte, hat hier nun manches Schneefeld -in die Karte 
aufgenommen, das diese Ehre nicht verdiente. Dies lehrt übrigens 
schon eine aufmerksame Betrachtung der Karte, die den aussergewöhn- 
lichen Anblick bunt gesprenkelter, abwechselnd mit Schneefeldern und 
aperen Stellen bedeckter Gehänge an vielen Orten aufweist, eine Er 
scheinung, die zwar in Wirklichkeit sehr häufig, zu sehen ist, aber nicht 
mit der selbstverständlichen Voraussetzung stimmt, dass auf der Karte 
nur das Immerdauernde eingetragen werden soll; die Schnee- und Eis- 
0 In schneearmen Sommern ist nichts leichter als die dauernden und die 
vorübergehenden Schneeansammlungen zu unterscheiden (d. h. die Gletscher und 
die Firnflecken im Sinne Ratzels). Erstere zeigen nach Abschmelzung des Sommer 
schnees, sobald ihnen die Hitze direkt an den Leib geht, graues Eis, Spalten, vor 
allem aber eine Gestalt, welche durch das Fliessen der Masse erzeugt und bedingt 
ist, also Lappenform; Schneefelder w T erden zwar auch grau, wenn sie stark herge- 
nommen sind, aber vom oberflächlichen Schmutze, und es fehlt ihnen die erwähnte 
charakteristische Gestalt.
	        
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