Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Pasterze. 
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Ufer schiebe sich das Eis an den Wiesen hinauf, wühle den Rasen 
auf und nehme ihn in den Moränen mit fort (S. 144). 
Trotzdem war der Gletscher 1846 um 13 und 1848 um 15 m 
hinter seiner Endmoräne zurückgeblieben, Zahlen, welche aber an 
sich zu klein sind, um Folgerungen auf den beginnenden Rückzug zu 
gestatten. Im Gegenteil gibt es Anhaltspunkte dafür, dass der Glet 
scher in den nächsten Jahren noch einen weiteren Yorstoss gemacht 
habe. Auf der Schlagintweitschen Karte ist nämlich der Felskopf der 
Margeritze deutlich und umfangreich eingezeichnet als ein Felsrücken 
von 560 m Länge und 200 bis 27Ö m Breite , an welchem sich das 
Gletscherende staut und teilt, ja sogar einige Bäume sind angedeutet, 
von denen auch Seeland im Jahre 1884 Spuren auffand. Nun ist aber 
bekannt, dass die Margeritze erst 1880 wieder eisfrei und sichtbar 
geworden ist, und Seeland konnte erkunden, dass dieselbe erst „um 
1840“ verkeest worden sei, denn der Führer Angerer erinnere sich, 
dass sein Vater damals über den Verlust der Weide auf der Margeritze 
geklagt habe, welche vom Gletscher verschlungen werde (Seeland, 
Zsch. 1881). 
Die Jahrzahl 1840 stimmt nun allerdings ganz gut zu der oben 
citierten Angabe Schlagintweits, dass in diesem Jahre ein Teil der 
Margeritze bedeckt worden sei; es handelt sich nur darum, wie viel 
von ihr damals oder später sichtbar oder nicht sichtbar war 1 ). Die 
südöstliche Vorderfront dieses steil zwischen den beiden Möllarmen 
aufragenden Felsens ist wohl immer eisfrei gewesen; doch zeigt Son- 
klars Karte ebenso wie die O.A. nichts von den beiden links und rechts 
vorgeschobenen Eislappen, sondern der Abschluss des Gletschers ist 
ganz gerundet und von irgend einem Felsrücken ist nichts wahr 
zunehmen, höchstens von der eben erwähnten steilen Vorderwand. Es 
ist also anzunehmen, dass noch nach 1848 eine Vorschiebung des Eises 
über den letzten Rest des Rückens der Margeritze stattgefunden hat. 
Entsprechen die auf der Schlagintweitschen Karte gezeichneten Bäume 
der Wahrheit, woran nicht zu zweifeln, so würde daraus zu folgern 
sein, was sich auch schon beim Obersulzbachgletscher ergeben hat, 
dass der letzte Vorstoss seit Jahrhunderten der stärkste gewesen ist. 
Dazu stimmt auch die Notiz, dass in den ersten Jahrzehnten dieses 
Jahrhunderts die Margeritze ein berühmter Fundplatz für Alpen 
pflanzen war. 
Seeland versichert, dass der Rückgang erst 1856 begonnen habe. 
Wir verdanken seinen Bemühungen sehr genaue Aufschlüsse über dessen 
Stadien, besonders während der letzten sieben Jahre. 
Im Jahre 1882 mass er die Tiefe des Einsinkens und fand aus 
der Lage und der. Höhe der Ufermoränen eine senkrechte Verminderung 
der Eismächtigkeit, und zwar 1. beim Glocknerhause und an der Ein- 
9 In der Zsch. des A.Y. von 1887 hat Seeland eine kurze Geschichte der 
Schwankungen der Pasterze gebracht, welche mir in die Hand kam, als das 
Manuskript dieses Buches schon vollendet war. Die Ergebnisse stimmen in der 
Hauptsache überein, da meine Darstellung naturgemäss auf Seelands eigenen 
Forschungen beruht. Nur in der Auffassung von Schlagintweits Berichten weiche 
ich ab.
	        
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