Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Oestliche Tauern. 
Danach wird die jährliche Abtragung auf ungefähr 3 in geschätzt. 
Was die Schwankungen (Oszillationen) der Pasterze betrifft, 
so finden sich in alten Karten Bergbaue eingezeichnet, von denen jetzt 
keine Spur, weder Mundlöcher noch Halden, mehr zu finden sind, wie 
man annimmt, deshalb, w r eil sie verkeest worden sind. Nach den 
beglaubigten Analogien in anderen Teilen dieses Gebirges (siehe Sonn 
blick und Brennkogel) ist diese Vermutung nicht ungerechtfertigt; die 
ganze Sache ist aber nach Ort und Zeit doch zu unbestimmt, als dass 
ich den Beweis für einen wirklichen Maximalstand im 16. Jahrhundert 
erbracht sehen möchte. Sicheren Boden betreten wir erst mit den Er 
kundigungen und Messungen der Schlagint weit. Dass sich damals der 
Gletscher nahe seinem Maximalstand befunden haben muss, ergibt sich 
sowohl aus der Karte *) als den Angaben im Text. 
Die Mitteilungen des Pfarrers vom Heiligen Blut und der Hirten 
besagen, dass der Gletscher in den letzten Jahrzehnten vor den Schlag- 
intweitschen Beobachtungen, die, wie erwähnt, 1846 und 1848 vor 
genommen wurden, stark im Vorrücken gewesen sei. Am rechten 
Ufer des Unteren Boden seien sumpfige Wiesen erst 11 Jahre vorher 
vom Gletscher eingenommen worden. Die obere ‘Fortsetzung der 
Margeritze sei erst vor 5 bis 7 Jahren im Eise verschwunden und 
der Gletscher habe hier in 20 Jahren 7 m gewonnen. Auf der alten 
Generalstabskarte laufe der Pfandelbach noch frei in die Möll, während 
er jetzt (1848) 216 m hoch vom Eise überwölbt werde. Am linken 
0 Ich habe mich bei näherer Prüfung überzeugt, dass diese Karte ganz 
ausserordentliche Abweichungen von der O.A. aufweist und, da die grössere Genauig 
keit doch wohl mit Recht der letzteren zugeschrieben werden kann, als h ö c h s t 
ungenau bezeichnet werden muss. Schon die oberflächlichste Vergleichung zeigt 
auffallende Verschiedenheiten der Situation. So ist z. B. die gegenseitige Stellung 
der Burgställe eine ganz andere als in der O.A. Der „Untere Boden“ ist viel 
länger und breiter gezeichnet als in der O.A., während der Mittlere (auch „Obere“ 
genannt), das ist die eigentliche Zunge, zu kurz und zu schmal erscheint, Der Augen 
schein gibt ohne weiteres der O.A. recht. Um sicher zu gehen, habe ich dann 
mehrere Angaben nachgemessen und vor allem gefunden, dass die Schlagintweitsche 
Karte nicht, wie angegeben, im Massstab 1 : 14 400, sondern 1 : 14 641 gezeichnet 
ist. Ob diese Abweichung von 1,67 °/o den Papierveränderungen meines Exemplares 
zugeschrieben werden darf, weiss ich nicht. (Hingegen zeigte die mir vorliegende 
photographische Kopie der O.A. keine mit meinen Messaparaten wahrnehmbare 
Veränderung des Massstabes.) Im übrigen ergaben sich folgende Unterschiede 
zwischen den Massen in der Sclilagintweitschen Karte, den Tabellen des Buches 
(S. 54) und der O.A.: 
Karte Buch O.A. 
Linie A zwischen den Burgställen 735 806 1088 m 
„ II von der Johannshütte gegen den Glöckner 1140 1201 1550 
„ III am Unteren Boden 975 1045 850 
Von Linie I zur Hohen Riffel — 4032 4150" 
„ der Johannshütte zum Grossen Burgstall . . — 1843 2475 
„ „ Ecke oberhalb der Johannshütte bis zum 
unteren Absturz 1755 — 2525 
Es genügt weder eine Umrechnung der Kartenangaben in den richtigen Massstab 
(von 14 400 in 14 641), um die Verschiedenheiten zwischen Buch und Karte zu er 
klären, noch weiss ich ein Mittel, um beide mit der O.A. ins Einvernehmen zu 
bringen. Die Schlagintweitsche Arbeit ist eben fehlerhaft Es mag bei dieser Ge 
legenheit daran erinnert werden, dass die Studien auf der Pasterze die Erstlings 
arbeit der damals noch sehr jugendlichen Brüder waren.
	        
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