Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Schiieegrenzejund Meteorologie. 
13 
schauenden Kammseite durch Abnahme der Vergletscherung bemerkbar; 
um so mehr natürlich entschiedene Süd- oder Nordlage. Ich möchte 
hier jedoch nur darauf hinweisen, dass bei zwei im gleichen Winkel 
nach Nord und Süd geneigten Gehängen die eine Seite genau so viel an 
Insolation gewinnt, als die andere verliert (wie eine sehr einfache Be 
rechnung ergibt). Wenn daher die Neigungswinkel gleich sind, und 
auch sonst keine störenden Verhältnisse obwalten, wie Beschattung von 
der Seite, Lawinengang oder dergleichen, so kann man aus den Schnee 
grenzbestimmungen von Nord- und Südseite auch das Mittel ziehen, um 
die Verhältnisse einer in dieser Mittelhöhe liegenden horizontalen Fläche, 
welche in diesem Falle mit der klimatischen Schneegrenze zusammen 
fällt, zu erfahren. Da wirklich horizontale Flächen bei den Gletschern 
unserer Alpen nicht Vorkommen, so wird eigentlich jeder Gletscher und 
jedes Firnfeld in irgend einem Grade unter dieser orographischen Be 
günstigung oder Benachteiligung stehen. Wir werden also immer mit 
Ergebnissen zu thun haben, welche gegenüber der Vorstellung einer 
klimatischen Fläche, die sich mit dem Gebirge verschneidet, entweder 
zu hoch oder zu niedrig sind, und daher überall eine entsprechende 
Korrektion anbringen müssen. 
2. Berechnungen aus meteorologischen Verhältnissen. 
Dass unsere Kenntnisse über die untere Grenze des sogenannten 
ewigen Schnees seit mehreren Dezennien weder in der Methode noch 
in der Zahl genauer Einzelbeobachtungen Fortschritte gemacht haben, 
ist vor kurzem von Ratzel (Leopoldina 1886, Nr. 19) mit vollem Recht 
hervorgehoben worden. Angaben, die aus längst überwundenen Stadien 
der Wissenschaft stammen, müssen stets von neuem wiederholt werden, 
da keine besseren vorliegen, und so schlimm steht es im ganzen, dass 
an vortrefflichen neuen Werken, wie Heims Gletscherkunde, Günthers 
Geophysik, die Tabellen der Schneegrenzhöhen den wunden Punkt 
bilden, der die schärfste Kritik herausfordert (Partsch, Mitt. AV. 
1885, Nr. 14). Das Merkwürdigste hierbei ist aber, dass in dieser 
Richtung unsere so viel durchforschten Alpen den übrigen Ge 
birgen der Erde gar nicht so wesentlich voraus sind, und auch hier die 
Angaben spärlich, veraltet und höchst widersprechend sind. Immer 
kehren die Namen: Saussure, Wahlenberg, Humboldt, v. Buch wieder, 
denen sich von neueren nur die Schlagintweit und Sonklar anschliessen. 
Erst in allerneuester Zeit ist anlässlich der Streitfragen, welche die 
Eiszeit betreffen, auch die Methode der Schneegrenzforschung wieder 
zur Sprache gebracht worden, besonders von Brückner (Die Vergletsche 
rung des Salzachgebietes, S. 45; Die Tauern und ihre Eisbedeckung, 
Zsch. AV. 1886, 180, und: Die Höhe der Schneelinie, Meteorolog. Zsch. 
1887, S. 31), dann auch von Diener (Mitt. d. Wiener geogr. Gesellsch. 
1886, S. 15, und Libanon, S. 192) und Partsch (Die Gletscher der Vor 
zeit, S. 173). Brückner führt in dem letztgenannten Aufsatz die zwei 
Methoden an, nach welchen seiner Ansicht gemäss bisher stets die Höhe 
der Schneelinie bestimmt worden ist, nämlich entweder durch unmittel
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.