Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Obersalzbach. 
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ohne Gefahr vor herabstürzenden Massen mit Müsse daselbst weilen 
zu können. Die Höhe des Gletschers selbst hatte sichtbar abgenommen 
und selbst die wildesten Gebilde und Stellen, wo er aus der Schnee 
region hervor in das steiler abfallende und mehr eingeengte Thal 
niedergleitet und die Klüfte tiefer gähnen und die Massen mehr über 
neigen, waren minder grossartig and furchtbar als im vergangenen 
Jahre.“ 
Ob diese Zeichen bereits den Beginn der jetzigen grossen Rück 
zugsperiode andeuteten oder ob zwischen 1842 und 1850 ein neuer 
Yorstoss stattgefunden hat — wie mir wahrscheinlich ist —, wissen 
wir nicht; denn die Beschreibungen Kürsingers sind zu unklar, um 
erkennen zu lassen, wie gross der Gletscher im Jahre 1841 gewesen ist. 
Ungefähr seit 1850 ist der Rückgang zweifellos und nicht mehr 
unterbrochen worden. Er ist sehr beträchtlich und wird verhältnis 
mässig wohl nur von dem des Vernagt- und Suldenferners übertroffen. 
Während Sonklar 1860 den Gletscher noch über die mehrerwähnte 
Stufe herabreichend, aber bereits 150 m von der Stirnmoräne entfernt 
vorfand, lag 1871, zur Zeit der O.A., das Ende schon oberhalb der 
Stufe an deren Rande und hatte sich also um mehr als 200 m in 
der Länge und von 1780 auf 1880 m Meereshöhe zurückgezogen. 
Im Jahre 1880 lag *das Eisende wieder 120 m weiter rückwärts 
und bildete dort eine der Mittelmoräne entsprechende, weit vorgestreckte, 
schuttbedeckte Zunge. Links und rechts davon, wo das Eis nicht vom 
Gerolle geschützt war, hatte sich der Gletscher noch weit mehr zurück 
gezogen. Ein Gletscherthor war an der Spitze, ein zweites auf der 
linken Seite. 1882 war die Spitze um 80 m, das Gletscherthor der 
linken Seite um 60 m, das dünne Eis an der rechten Thalseite aber 
um 120 m zurückgewichen. Bis 1885 hatte sich das linke Gletscher 
thor um 90 m weiter nach hinten verlegt, an der rechten Seite betrug 
der Rückgang volle 240 m, die Spitze war aber nur um 20 m kürzer, 
jedoch viel dünner geworden. Im Jahre 1887 war sie fast ganz ver 
schwunden; in zwei Sommern ist ein Eiskörper von 230 m Länge und 
etwa 75 m Breite gänzlich weggeschmolzen. Das linke Gletscherthor 
ist abermals um 110 m zurückgewichen und ihm arbeitet eines an der 
rechten Seite entgegen, welches schon 1885 vorhanden war. Der noch 
57 m breite und 170 m lange Rest der einstigen Zunge wird demnach 
im Verlaufe des Jahres 1888 verschwinden, denn die beiden Gletscher- 
thore werden sich alsbald vereinigen; ja, es wäre nicht unmöglich, 
dass das noch im Verlaufe des Herbstes 1887 geschehen ist. 
Hier sind es die Gletscherthore, welche in den letzten Jahren 
am meisten zur Zerstörung des Eises beigetragen haben. Der Gletscher 
ist von vielen grossen Längsspalten durchzogen, welche von einigen 
Querspalten gekreuzt werden. Die einzelnen Eiskörper, wie sie ‘durch 
diese Spalten gewissermassen herausgeschnitten sind, stürzen nun sehr 
bald um, sowie sie durch das Umfallen ihrer Vormänner auf der einen 
Seite frei werden,' da der Bach ihre Basis untergräbt. Und da er 
auch die um gefallenen Massen rasch beseitigt, so geht die Rückwärts- 
Verlegung dieser Thore ungemein schnell vor sich. 
Der Raum, welcher seit 1882 eisfrei geworden ist, misst 10,08 ha.
	        
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