Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

II. lieber Schneegrenze und die Methoden ihrer 
Bestimmung. 
1. Begriff der Schneegrenze. 
Im allgemeinen bestellt über den Inhalt des Begriffes Schnee 
grenze und Schneelinie keine so grosse Meinungsverschiedenheit als man 
nach dem vielen Streite annehmen möchte. Wenn wir sie als jene 
Höhenlinie im Gebirge bezeichnen, oberhalb welcher die sommerliche 
Wärme nicht mehr ausreicht, den im Verlauf des Jahres fallenden Schnee 
wegzuschmelzen, so befinden wir uns in Uebereinstimmung mit der Defini 
tion, welche sich in Heims Gletscherkunde, S. 10, wörtlich gleich 
lautend mit Hanns Klimatologie, S, 190, vorfindet: „Die Schneegrenze ist 
die untere Grenze der dauernden Schneebedeckung in den Gebirgen, 
oder ... die durchschnittliche äusserste Meereshöhe, bis zu welcher im 
Sommer die zusammenhängende Schneedecke zurückweicht ; über der 
Schneegrenze ist Ueberschuss von Schneefall, unter derselben Ueber- 
schuss von Schmelzwärme.“ Aber auch mit Ratzel, welcher sich kritisch 
gegen die bisherigen Begriffsbestimmungen gewendet hat (Leopoldina 
1886, Nr. 19 bis 24), finden wir uns im Einklang. Denn wenn dieser 
schliesslich die klimatische Schneegrenze als die Verbindungslinie 
jener Punkte definiert, „oberhalb welcher der Firn vermöge der niedrigen 
Lufttemperatur und seiner Masse auch ohne den Schutz orographischer 
und geologischer Begünstigung nicht mehr wegschmilzt“, so besteht der 
Unterschied eigentlich nur in der Einführung des Begriffes der „oro- 
graphischen Begünstigung“, also in der unzweifelhaften Ausscheidung 
aller jener dauernden Schneeanhäufungen, welche nicht den klimatischen 
Verhältnissen, sondern den Eigentümlichkeiten des Gebirgsbaues, vor 
nehmlich dem Lawinengang und der Beschattung ihre Erhaltung verdanken. 
Es unterliegt aber kaum einem Zweifel, dass auch die früher genannten 
Autoren diese Unterscheidung gemacht wissen wollten, wenn sie dieselbe 
auch nicht ausdrücklich hervorgehoben haben, wie Ratzel, dem es darum 
zu thun war, die Bedeutung dieser orographischen Begünstigung nach 
zuweisen. 
So wenig zweifelhaft also die allgemeine Passung des Begriffes 
ist, so grosse Schwierigkeiten hat es von jeher gemacht, die wirkliche
	        
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