Vernagtgletscher. 143.
auf dem Kesselwandferner und fand in 14 Tagen IG Zoll (Mitt. AV.,
1875, S. 164).
1 1 I 2 km oberhalb des Endes tritt in das Bett des Hintereis
gletschers von links (Nord) her ein zweiter, nicht unbedeutender
Gletscher ein, der Kesselwandferner mit einer Gesamtfläche von
555 ha. Sein ziemlich schmales, massig geneigtes Firnfeld von 495 ha
schiebt sich zwischen das des Gepatsch- und Yernagtgletschers ein.
Bei 2800 m Höhe vermehrt sich plötzlich sein Gefälle und er
schwingt sich stark zerklüftet in das 200 m tiefer liegende Thal de»
Hintereisgletschers hinab, dessen überlegene Masse ihn aber sofort an
die linke Thalwand schiebt, so dass er noch vor dessen Ende sich
daselbst auskeilt.
Die grosse Mittelmoräne, welche beide trennt und welche auch
die von oben herkommende Mittelmoräne des Hintereisgletschers auf
nimmt, breitet sich dann über das gemeinsame Gletscherende so aus,
dass sie dasselbe ganz einhüllt. Es wird dadurch unmöglich, zu ent
scheiden, ob nicht doch auch Teile des Kesselwandferners bis zum
Ende gelangen.
Noch einen dritten Bestandteil des Beckens des Hintereisferners
haben wir zu erwähnen, nämlich zwei Firnflecken, welche die Flanken
der Hintereisspitzen decken, mit dem Hauptgletscher aber nicht mehr
in Berührung treten.
Die Masse stellen sich nun wie folgt:
Firnfeld des Hintereisferners bis
2800 .
. 1068
„ „ Kesselwandferners „
2800 .
. 495
Zunge des Hintereisferners unter
2800 .
. 830
„ „ Kesselwandferners „
2800 .
60
Die zwei isolierten Firne . .
. 156
2109 ha.
Davon liegen unter 2600 m nur 132 ha (6,2 °/o). Das Verhältnis
der Räume ist also wie 14,9:1.
b) Der Vernagtgletscher.
Litteratur. Joseph Walcher, Nachrichten von den Eisbergen in Tirol. Wien.
1773, Kurzböck. Mit mehreren (höchst unbehilflichen) Ansichten:
Dr. M. Stotter, Die Gletscher des Yernagtthales in Tirol und ihre Geschichte.
Mit einer Karte des Rofenthales. Innsbruck 1846, Wagner;
F. Senn, Der Yernagtferner im Yenterthale. Innsbruck 1866, Wagner;
Die betreffenden ausführlichen Abschnitte in Sonklars und Schlagintweits
Werken, mit Ansichten und Karten;
Richter, Zur Geschichte des Vernagtferners. Zsch. AY., 1877, S. 164;
derselbe, Die Gletscher des Oetzthales im Jahre 1883- Zsch. AY., 1885, S. 58,.
speziell über den Yernagt, mit einer Generalansicht des Gletschers;
Schmitt, Th., Das Vorrücken des Yernagtgletschers. Natur 1870. Bringt die
von ihm seither öfter wiederholte sonderbare Hypothese eines Wasserbeckens
im Innern des Gletschers.
Ausserdem finden sich fast in allen Büchern über physikalische Geographie
im allgemeinen oder über die Alpen insbesondere kürzere oder längere Ab
schnitte'über den Yernagt, welche aber wohl sämtlich auf die fünf ersten
der angeführten Quellenschriften zurückgehen.