Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

142 Oetzthal er alpen. 
von 2800 und 2500 m beträgt nur 1 : 14,1 und der Neigungswinkel 
3° 25 / . 
Der Rückgang der letzten Periode äusserte sich, wie natürlich, 
auch hier hauptsächlich im Sinne der Mächtigkeit. Der Länge nach 
betrug er 1883 nur ungefähr 150 m. Hingegen lagen die Ufer 
moränen am Oberen Berg bis zu 187 m (am Hange gemessen) über 
der jetzigen Eisfläche, was eine senkrechte Verminderung um fast 
100 m bedeutet. 
In den Jahren 1847 und 1848 machten die Gebrüder Schlag 
int weit Beobachtungen über die Oszillationen und die Bewegungs 
geschwindigkeit. Was die ersteren betrifft, so gingen sie von der 
Anschauung aus, dass die Gletscher im Winter regelmässig vorgingen, 
weil da keine Abschmelzung stattfinde, im Sommer aber sich wieder 
zurückzögen, was durch die seither gemachten Beobachtungen nicht 
bestätigt worden ist. Sie fanden aber am Hintereisgletscher eine scheinbar 
sehr schöne Bestätigung dieser Ansicht, indem eine kleine Moräne, 
welche 1847 3,1 m vom Eise und nach der anderen Richtung 3,4 m 
von einem Fixpunkt entfernt gewesen war, sich im Jahre 1848 diesem 
Fixpunkt um 1,8 m genähert hatte, hingegen aber vom Eise 4,8 m 
entfernt war. Sie erklärten dies durch einen winterlichen Vorstoss 
des Gletschers, der die Moräne um 1,8 m vorwärts geschoben habe; 
hierauf habe sich das Eis im folgenden Sommer um 4,8 m zurück 
gezogen. Dagegen versichert nun der alte Vintschgauer Wundarzt 
Georg Götsch, welcher seit lß40 die Gletscher des Oetzthales beob 
achtet und 1864 ein an treffenden Bemerkungen wie an sonderbaren 
Theorien reiches Büchlein: „Das Leben der Gletscher“ veröffentlicht 
hat, dass die Schlagintweit einer Täuschung verfallen seien, indem die 
Moräne nicht durch einen Vorstoss des Gletschers, sondern durch den 
winterlichen Schnee entstanden sei, welcher Schuttmassen über die Bö 
schung des Gletschers hinabführe und Moränen ähnlich auf häufe. (Dieselbe. 
Beobachtung macht auch Ziegler, Topographie und Geologie, 2. Aufl. r 
S. 72.) Hat Götsch recht, so ist der Gletscher, der damals seinen 
höchsten Stand erreicht hatte, von 1847 auf 1848 hier unverändert 
geblieben, während er an einer anderen Stelle nach Schlagintweit 
bereits um 3,8 m zurückgewichen war. So überraschend der Beginn 
des Rückganges schon in dem genannten Jahre ist, da doch die übrigen 
Rückgangsnachrichten meist erst aas dem nächsten oder zweitnächsten 
Jahrzehnt stammen, so wird man sich doch erinnern müssen, dass 
damals auch der Vernagt bereits zu sinken begann (Schlagintweit S. 127). 
Ueber einen früheren Vorstoss berichtet Götsch 1. c. S. 28, dass 
der Gletscher 1816 bis 1818 so weit vorgerückt sei, dass er die Nöder 
Schafhütte zerstört habe. Neuerdings sei er 1853 bis 1855 im Vor 
rücken gewesen, was auch Sonklar S. 134 bestätigt. 
Die Bewegungsgeschwindigkeit betrug bei einem 2219 m vom 
Gletscherende entfernten Signal im September 1847 12,7 cm im Tage, 
bei einem davon 638 m entfernten zur selben Zeit 8,14 cm im Tag, 
das wäre 44 und 29,7 m im Jahre, was als eine langsame Bewegung 
gelten kann. 
Im Jahre 1874 machte Götsch eine Geschwindigkeitsmessung
	        
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