Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Gepatschferner. 
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Das vom Eise verlassene Gebiet zeigt am rechten Gletscherufer eine 
mannigfaltige Rundhöckerlandschaft, reich mit Grundmoräne und ein 
zelnen grossen roten Schiefertrümmern bedeckt; auf der linken Thal 
seite ist eine 100 m hohe Schliffwand auf 1000 m Länge entblösst. 
Der Boden vor dem Gletscherende bildet eine Depression, die 
thalauswärts durch einen 20 m hohen Wall aus anstehendem 
Gestein begrenzt wird, welchen der Bach in einer Schlucht durch 
schneidet. Der Wall wurde zur Zeit des Maximalstandes vom Gletscher 
eben noch überschritten.“ 
Diese Beschreibung und noch deutlicher die Karte, welche die 
genannten Herren gezeichnet haben, erklärt zur Genüge den Umstand, 
dass der Gletscher mehr an Dicke als an Längenausdehnung verloren 
hat. Die Zunge fand zur Zeit des Maximalstandes nicht viel Raum, 
sich auszubreiten, sondern lag in einem ziemlich schmalen Thale. 
Daher behielt sie eine bedeutende Mächtigkeit. Hätte die Eismasse 
Raum zu seitlicher Ausbreitung gefunden, so wäre sie im Verhältnis 
dünner geworden und bei dem Ueberwiegen der Abschmelzung dann 
ganz verschwunden; der eisfrei gewordene Raum wäre jetzt um so 
grösser 1 ). 
Was die Höhe der Firnlinie oder Schneelinie betrifft, welche 
Sonklar auf 2655 m ansetzt, so kann der Gepatsch höchstens dafür 
einen Beweis liefern, dass Plateaus, welche über 2900 m hoch liegen, 
sicherlich in die klimatische Schneeregion reichen. Wenn hierüber ohne 
dies kein Zweifel obzuwalten scheint, so ist es im Hinblick auf gewisse 
Vorkommnisse im Oetzthal doch nicht ganz überflüssig, die Thatsache 
festzustellen. Die Zungenbildung beginnt, wie erwähnt, bei 2900 m; 
ob die klimatische Grenze des Sammelgebietes höher oder tiefer liegt, 
ist daraus nicht zu erkennen, denn der Uebergang vom Firnfeld zur 
Eiszunge wird hier ausschliesslich nur vom Bau des Gletscherbettes 
bedingt. Läge das Plateau auch um mehrere hundert Meter höher 
oder die Schneegrenze tiefer, so würde doch die Zunge stets an der 
Linie beginnen, wo das Plateau abbricht. 
Von der Gesamtfläche des Gletschers liegen 358,2 ha oder 14,35 °/o 
unter der Höhenlinie von 2600 m, welche etwas oberhalb der schmälsten 
Stelle der Zunge durch den Absturz geht (1 : 5,9). 
Es würde einer nur unbedeutenden Zunahme der Vereisung be 
dürfen, um den Gepatschgletscher mit einem Zufluss in Verbindung 
zu bringen, der sich von der Hinteren Oeigrubenspitze herabsenkt, 
jetzt aber denselben nicht mehr erreicht. Dieser 222 ha messende, 
ziemlich steil geneigte Kahrgletscher ist in der Sp.K. und A.V.K. 
namenlos, Sonklar nennt ihn Wonnetgletscher. 
Dem Hintergrund des Kaunserthales gehört noch an der Weisssee 
ferner; ein nicht unansehnlicher einfacher Thalgletscher mit tief herab 
reichender, normal gebildeter Zunge. F. = 352,2 ha. Tiefster Punkt 
bei 2400 m. 
9 Nach den endgültigen Berechnungen Dr. Finsterwalders beträgt der Eis 
verlust 128 Mill. Kubikmeter.
	        
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