Volltext: Die Front in Tirol

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eme unserer ständigen Feldwachen sitzen haben, die dort, 
auf wenige hundert Schritt von den Italienern, diesen 
scharf auf die Kappen sieht. Diese braven Burschen 
wollten wir besuchen. Der zweite Soldat, der mich be¬ 
gleitete, ist alpinen Kreisen kein Unbekannter, es war der 
Rosengartenführer Desilvestro, der jetzt hier als Land¬ 
sturmmann und Militärbergführer dient. Wie gut der um¬ 
sichtige Oberst tat, mir diesen erstklassigen Felsenkrarler 
auf die Reise mitzugeben, wurde mir erst späterhin klar. 
Iu Anfang ging es einen schönen, grünen Teppich auf¬ 
wärts, in den noch hier und dort, der herbstelnden Kühle 
zum Trotz, ein tiefblauer Enzian oder ein lodernd sich 
meldender Goldpippau gewoben war, doch bald begann 
dann die Wildnis von oben immer erstarrender herab¬ 
zugreifen. Schließlich spazierten wir inmitten eines Ker¬ 
kers von jäh sich auftürmenden Wänden eine ungeheure 
Schutthalde hinauf, die von einem ganzen Inferno phan¬ 
tastischer Riesenblöcke übersät war. Iu Füßen eines dieser 
Kolosse fanden wir eine Tafel, auf der in gutem Deutsch 
zu lesen stand: „Von x\{] Uhr früh bis 4 Uhr nachmittags 
Begehen der Schutthalde wegen Steinschlag lebens¬ 
gefährlich." Es wurde nämlich droben von den Leuten 
der Wache an den Winterunterständen gebaut und die 
Soldaten konnten wohl nicht anders, als das überflüssige 
Gestein in die Tiefe hinabzuschleudern. Ich lobte im 
stillen die Aufmerksamkeit der Militärbehörde, die hier 
selbst in der gottverlassensten Ode noch Warnungstafeln 
anbringen läßt, und entschloß mich, mit meinen Leuten 
Oie Front in Tirol 
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